Was ist Urlaub und was ist Reise?

Seit nun schon über einer Woche habe ich nichts mehr von mir hören lassen. Das hat einen konkreten Grund: Wir ziehen nun nach langer Vorbereitung EEEEndlich ins neue Heim. Und sitzen so zwischen halbgepackten Kisten, ohne Internet (Danke, liebe Nachbarn!) und mit Hummeln im Hintern. Wer kann da schon seelenruhig einen Blogartikel schreiben? Ich nicht jedenfalls. Da habe ich gerade diesen älteren Artikel entdeckt.

Eigentlich wollte ich damals gerade einen ganz anderen Artikel schreiben. Und verwendete auffällig häufig die Begriffe „Reise“ und „Urlaub“. Ja, das kann bei einem Familienreiseblog tatsächlich passieren *lach*. Auf der Suche nach Synonymen stolperte ich darüber, wie unterschiedlich diese Begriffe interpretiert werden. Und fand das einfach spannend. Vielleicht geht es Euch ja ähnlich. Deshalb hier für Euch die für mich auffälligsten „sinnverwandten Begriffe“ (Das ist ein Synonym für das Wort „Synonym“ habe ich grad festgestellt) für „Urlaub“ und „Reise“.

Synonyme für „Urlaub“ – Auftanken und Nichtstun

Verschnaufpause, Mußestunde, Schonzeit, Stärkung, Erholungszeit, Atempause, Abwechslung. Alles Begriffe, in denen es darum geht, aufzutanken. Neue Kraft bekommen. Die Batterien aufladen für den Alltag und sich Hängen lassen dürfen. Warum nur wird in vielen Reiseblogs genau dieser Aspekt oft so sehr abfällig behandelt? Überspitzt gesagt: Darf man sich nicht einmal in seiner frei zu gestaltenden Zeit losgelöst von Ansprüchen bewegen? Am glitzernden Wasser liegen und dem Nichtstun frönen. Einen kleinen unaufregenden Spaziergang durchs nahe gelegene Waldgebiet unternehmen und den Moosgeruch tief inhalieren. Die gebräunten Beine auf einer staubigen heißen Piazza in die Sonne halten, ein Eis in der Hand. Ist das nicht wunderbar? Und ist es nicht famos, erholt und mit voller Kraft aus der Pause wieder ins „Müssen“ (egal wie sehr man seine Arbeit auch liebt) zu starten?

Synonyme für „Reise“ – Lernen und Eintauchen

Exkursion, Expedition, Lehrausflug, Spritztour, Trip, Marsch, Studienfahrt, Forschungsreise. Hierbei habe ich bewusst auch wieder die Extreme gewählt. Aber hier wird deutlich, dass die Reise ein klares Ziel, einen Auftrag hat. Es gilt, zu lernen, sich nicht zu schonen. Auch in der freien Zeit wird auf gewisse Weise sich selbst Arbeit abverlangt. Die Reise ist unter vielen Menschen höher angesehen als der Urlaub. Für Sie erlangt man in vielen Fällen Respekt und Anerkennung. Stop: Eine aufregende Reise, bei der man an seine Grenzen geht, Wasserfälle durchklettert, sich zu Fuß von A nach B über Stock und Stein bewegt oder tief in eine Kultur und ihre Lebensweise eintaucht, kann sehr erquicklich sein. Wenn es genau diese Art des Unterwegsseins braucht, um wieder voller Kraft in den Alltag zu starten. Das ist aber wohl bei den wenigsten Menschen der Fall. Bei vielen noch im Studium, bei einigen noch danach. Bei den anderen, die auch im Urlaub Erfolgserlebnissen hinterher jagen, obwohl der Akku durch ganz andere Tätigkeiten aufgeladen werden würde, ist das alles andere als gesund.

Ganz spannend ist übrigens dazu auch der Artikel „Warum Ihr als Familie unbedingt reisen und nicht nur urlauben solltet!“ von „Planet Hibbel“ (und ich tauche da auch auf *hüstel*).

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur sehr interessanten Blogparade von my-road.de. Der hier verlinkte Artikel beschäftigt sich nachdenklich und differenziert damit, welche Art Weltentdecker man NICHT sein möchte. Lesenswert!

20 Comments

  1. Danke für deine Begriffsdefinition. Habe gerade in den anderen Blogs ebenfalls meinen Senf dazu gegeben. Ich sehe es enorm ähnlich. Habe mir daher deine Seite direkt abgespeichert. Irgendwann muss ich mich mit der Begriffserklärung auch noch schriftlich beschäftigen!

    LG

  2. Pingback: Urlaub oder Reisen? Gibt's da einen Unterschied? Und, was mache ich in Vietnam? - VietmoK
  3. Pingback: Urlaub oder Reisen? Gibt's da einen Unterschied? Und, was mache ich in Vietnam? – VietmoK
  4. Ich favorisiere ja die Mischung aus Beidem – als die Urlaubsreise. Wir sind auf unseren Roadtrips viel unterwegs, bekommen viele neue Eindrücke, sehen tolle Dinge – erleben einfach viel. Dabei achten wir aber auf einen vernünftigen Entspannungswert auf der Reise. Autofahren ist für mich z.B. so entspannend, wie für andere die Liege am Strand. Und wenn wir mal keinen Bock haben, dann legen wir uns einfach mal an einen See und lassen Körper und Geist baumeln – ohne schlechtes Gewissen, das man jetzt was verpassen würde. Allerdings hält diese Zustand meist nur zwei Stunden an, dann werden wir wieder hibbelig.

    Generell bin ich der Meinung, jeder so, wie er es mag. Wer sich gerne 14 Tage an einen Pool oder einen Strand legt und das als seinen Traumurlaub sieht, dann sei es ihm oder ihr gegönnt.

    LG Thomas

  5. Hallo Christina,
    nun schaffe ich es endlich, deinen Artikel zu lesen – das Internet hier ist ein Graus!
    Ich finde den Artikel sehr gelungen. Vor allem bewegt mich der Punkt, dass das Reisen auch ungesund sein kann, wenn zu sehr nach Erfolgsmomenten gegiert wird. Das habe ich mir noch gar nicht so vor Augen geführt.

    Für mich bleibt es auch unverständlich, wieso es verurteilt wird, wenn jemand seinen Akku aufladen will. Es handelt sich ja oftmals um genau die Menschen, die die deutsche Wirtschaft am Laufen halten.

    Alles Gute aus dem Himalaya,
    Francis

    1. Hey Francis, schön, dass mein Geschreibsel Dir gefällt! Das motiviert mich immer :-) Ja, tatsächlich habe ich vor allem auf meiner Weltreise Menschen getroffen, die getrieben und unglücklich wirkten (vor allem in Thailand und Malaysia). Nicht nur einer nahm dann auch mehr Drogen zu sich als ihm gut tat. Und einer – das ist wirklich wahr – ist gestorben, weil er zu sehr auf der Überholspur reiste. Konstant unterwegs, Drogen, Alkohol, Frauengeschichten, ungesunder Lebensstil. Das Herz hat das nicht ausgehalten. Erschreckend. Alles Gute aus dem sonnigen Deutschland in den Himalaya und viel Erfolg weiter mit Eurer Blogparade. Bin gespannt auf den Sammelartikel. Christina

  6. „Die Reise ist unter vielen Menschen höher angesehen als der Urlaub.“, „gruselig“, „Familien die nur urlauben und sich nicht groß aus ihrer Anlage rauswagen“: Genua diese wertende Behandlung des Themas stößt mir immer wieder unangenehm auf, wenn ich mit Leuten über’s Reisen und Urlauben diskutiere. Ich bin Reiseverkehrskauffrau, habe lange in einem einem großen Reisebüro gearbeitet. Da konnte ich mir so eine Wertung überhaupt nicht erlauben.Wichtig ist doch, dass die Leute glücklich sind mit ihrer Art zu reisen bzw. zu urlauben. Ich beneide die Menschen, die glücklich damit sind, in ihrem Heimatort zu bleiben und nicht zu reisen. Hauptsache, jeder macht das, was ihn glücklich macht!
    LG
    Ulrike

    1. Hallo Ulrike, hm. Kein Mensch ist ohne Wertung, ich vermute, dass Du es auch nicht bist. Tatsächlich sind mir die Menschen, die sich nicht aus der Anlage „rausgewagt“ haben, suspekt. Wenn ich in einem fremden Land bin, möchte ich (ja, subjektiv) zumindest einen kleinen Eindruck erhalten. Auch, wenn es eigentlich zur Entspannung dient. Grundsätzlich ist für mich gegen „Erholungsurlaub“ aber nichts einzuwenden. Christina

    2. Da kann ich Dir so nicht ganz zustimmen, Ulrike. Ich reise zwar für mein Leben gerne, aber hin und wieder brauche ich auch dringendst einfach mal Urlaub. In der Tat kann ich aber null nachvollziehen, wieso sich manche Menschen 2 Wochen lang in einen all-inclusive-Bunker setzen und den quasi nicht einmal verlassen. Und deren Urlaub sieht immer so aus. Für mich wäre das nun mal eine gruselige Vorstellung. Aber jeder Jeck ist anders und so soll es auch sein. LG, Nadine

  7. Liebe Christina, da kann ich dir nur zustimmen. Irgendwann beschäftigt sich wohl jeder Vielreisende mit dieser Frage. Bei mir war das vor über zwei Jahren auch mal Thema in meinem Blog: http://www.spaness.de/blog/urlaub-reise/ – ich für meinen Teil habe damals festgestellt, dass ich wohl eher eine „Reisende“ bin. ;-) Aber ich denke, daher heißen wir wohl auch Reiseblogger und nicht Urlaubsblogger. ;-) Liebe Grüße und ein ganz entspanntes Wochenende…

    1. Liebe Tanja, das ist gut: Urlaubsblogger :-) Ich habe gerade mal gegoogelt…Unter „Urlaubsblog“ finden sich derzeit 74.800 Einträge und unter „Reiseblog“ sogar 663.000 Einträge. Herzliche Grüße aus dem neuen Zuhause und bis zur ITB?, Christina

  8. Jawoll. Schließe mich den Anderen an. Mir liegt der Mix aus Beidem auch am Meisten. Gerade erst wieder auf den Malediven erlebt. Erst Abhängen am Strand, dann Entdeckung der Einheimischenwelt. Ich kenne in der Tat aber auch Familien die nur urlauben und sich nicht groß aus ihrer Anlage rauswagen. Find ich voll gruselig. LG, Nadine

    1. Das stelle ich mir ungeheuer spannend vor auf den Malediven, habe es ja mitverfolgt. Ich kenne solche Familien nur von unserem einzigen „richtigen“ Allinclusiveurlaub. Aber diese schienen mir trotz allem total zufrieden mit dieser Art des Abschaltens zu sein. Ich denke, man kann den Menschen nur vor den Kopf gucken. Vielleicht ist deren Leben im Alltag so anstrengend, dass sie einfach auf diese Art und Weise Kraft schöpfen? Oder sie haben kein Bedürfnis nach Reisen und Erleben und möchten einfach nur Wärme und nichts tun müssen? Nachvollziehen kann ich es allerdings auch nicht. „Gruselig“ beschreibt mein Gefühl dazu auch recht gut…LG, Christina

  9. Tolles Thema, Du hast mir mal wieder aus der Seele gesprochen. Wir reisen sehr gern und genießen es genauso, einfach nur zu „urlauben“. ;-) Ich schließe mich Lena an, die Mischung macht`s. LG von Ines

    1. Liebe Ines, Dankeschön :-) Kommt doch auch einfach auf die Lebenssituation an, oder? Ich mag das halt einfach gar nicht, wenn „urlauben“ so abfällig behandelt wird. Aber nur Urlaub? Nein, das wäre auch nichts für mich. Etwas Abenteuer braucht der Mensch doch, oder? Herzliche Grüße, Christina

  10. Sehr schön und sehr richtig. Auf unserer Langzeitreise brauchen wir regelmäßig Urlaub. Gerade jetzt relaxen wir eine Woche all-inclusive am Meer. Hätt ich ja nie von mir erwartet. :) Aber nach aufregenden, lehrreichen, aber durchaus auch anstrengenden Reisewochen tut es gut. Wie so oft: Die Mischung macht’s!

    1. Liebe Lena, an solche Momente kann ich mich auf unserer Langzeitreise nach der Studienzeit auch erinnern. Irgendwie braucht die Seele vielleicht auch ein Stück Heimat unterwegs. Und das könnte ja das Verweilen an einem Ort sein, wie Ihr es gerade handhabt, oder? Liebe Grüße aus dem Umzugsleben (noch 2 x schlafen! Yeah!), Christina

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