Für viele reisende Familien ist Luang Prabang mit Kindern ein Traumziel. Und das ganz zu Recht. Mehr als jedes andere Reiseziel in Laos vereint es Erlebnisse, die so abwechslungsreich sind, dass jedes Familienmitglied damit glücklich wird.
Luang Prabang: Kolonialistische Perle am Mekong
Was fällt zuerst auf, wenn man auf Entdeckungsreise durch Luang Prabang geht? Natürlich die mal mehr mal weniger gut in Schuss gehaltenen Häsuer aus der Kolonialzeit. Mehr als in jeder anderen von uns besuchten laotischen Stadt ist uns das hier ins Auge gesprungen. Der fast 70.000 Einwohner zählende Ort weiß um diesen Schatz.
An allen Ecken und Enden finden sich französische Bäckereien – die auch mal mit deutschem Roggenbrot aufwarten. Wer auf der Suche ach Baguette, Macarons und Co. ist, wird auf jeden Fall fündig. Nicht immer war uns ganz klar, wo der kolonialistische Touch eine Nachahmung ist oder das Original. Gelungen ist es in jedem Fall.
Dieser frankophile Touch durchsetzt von der größten Tempeldichte des Landes hat einen Charme, der seinesgleichen sucht. Ganz klar: Wer Luang Prabang nicht ausgiebig erkundet hat, kennt Laos nur halb.
Phousi Hill – Der heilige Berg von Luang Prabang
Spirituelles Zentrum von Luang Prabang stellt eindeutig der Berg Phousi dar. 130 Meter ragt der Hügel inmitten der Altstadt von Luang Prabang in die Höhe. 328 Stufen geht es bergauf über recht unebenen vor allem in der Regenzeit abenteuerlichen Weg. An vielen Stellen bieten die steilen Serpentinen eine willkommene Möglichkeit zur kleinen Pause. Buddhastatuen, kleine Schreine und sogar der berühmte „Fußabdruck Buddhas“ tauchen immer wieder am bewaldeten Hang auf. Hier lohnt es sich, stehen zu bleiben und den Moment zu genießen.
Ganz oben angekommen auf den Höhen des Berges dann der Aha-Effekt. Sowohl Richtung Altstadt mit seinem berühmten Königspalast über den Mekong und das gegenüberliegende Ufer hinweg als auch Richtung Seitenfluss Nam Khan auf der Rückseite begrüßt ein atemberaubender Ausblick den Besucher.
Auf ihm thront der Tempel Wat Chrom Si mit seiner 20 Meter hohen vergoldeten Stupa. Ein Pilgerort vieler Gläubigen aus der Region.
Empfehlenswert ist es, beim Auf- und Abstieg nicht denselben Weg zu wählen. Ein paar Stufen mehr lohnt es sich, Richtung Nam Khan zu wandern. Hier überraschen noch mehr wunderbare Ausblicke und Statuen entlang des Weges.
Besonders empfohlen wird ein Besuch des Berges vor allem im Sonnenuntergang, dann allerdings müsst Ihr auch mit vielen Besuchern rechnen und solltet Euch frühzeitig einen Platz mit Aussicht sichern. Wir selbst haben den Berg fast als erste Sehenswürdigkeit besucht, um uns einen Überblick über die geographische Lage der Stadt zu verschaffen. Genau so toll ist es sicherlich, dies genau am Ende zu tun und dann alle wunderbaren Orte von oben zu entdecken, die Ihr während des Aufenthalts kennen gelernt habt.
Das ethnologische Museum – TAEC
Nicht auf den ersten Blick stolpert man über dieses kleine Schmuckstück. Das Museum – nur einen Steinwurf vom Phousi Hill entfernt – beherbergt eine Ausstellung über die unterschiedlichen in Laos ansässigen Völker von Hmong über Akkha bis Khmer. Ihr erfahrt aus erster Hand viel über traditionelle Kleidung, Riten, Religion und Lebensweise. Spannend auch die verschiedenen Werkzeuge zum Fischfang oder der Reisverarbeitung.
Aus erster Hand? Ja, die Mitarbeiter sind schließlich selbst Teil der Völker und beantworten Euch liebend gern Fragen. Eine meiner Fragen mit Blick auf den kleinen Shop und die dort verkäuflichen gewebten Stücke: „Empfindet Ihr das nicht als kulturelle Aneigung, wenn wir als Westerner diese Dinge tragen?“ Die Augen des Mitarbeiters hätten sich nicht mehr weiten können und er sprach eher von einem Gefühl des Stolzes, wenn wir laotische Kultur in die Welt hinaus tragen.
Tipp: Lasst Euch Zeit, auch beim Verweilen im kleinen angeschlosseen Café mit liebevoll gestalteter Kinderecke. Es lohnt sich.
Extratipp: Es ist nicht ausgeschrieben, aber Ihr könnt über das Museum kleine Touren buchen, bei denen Ihr sicher sei könnt, keinen Nepp zu kaufen. Wir haben etwas außerhalb von Luang Prabang einen Vormittag in einem Ort ohne Strom- und Wasseranschluss bei einem traditionellen Instrumentenbauer verbracht. Eine wirkliches nachhaltiges kulturelles Eintauchen in die dörfliche laotische Welt.
Das Royal Ballet Theatre – Tanz und Musik traditionell zur Geschiche Luang Prabangs
Auf dem Geländes des Königspalastes, ganz am Rand gelegen, findet Ihr das Royal Ballet Theatre. Hier wird mehrmals wöchentlich unter Begleitung von traditioneller laotischer Livemusik mit Trommeln und einer Art Xylophon die sagehafte Geschichte der Stadt aufgeführt.
Elegante oft gold glitzernde Kleidung. Phantasievolle und manchmal ziemlich dämonisch aussehende Masken. Langsame, energeivolle Tanzbewegungen. Das sind die besten Zutaten, um die Zuschauer zu fesseln. Wir hätten tatsächlich nicht damit gerechnet, aber unsere Kinder waren fast zwei Stunden gefesselt von der Darbietung. Wenn ich ehrlich sein soll: Ich war etwas zurück haltend bei meiner Vofreude. Schließlich hatte ich Rezensionen gelesen, die von gelangweilten Tänzern, öder Vorstellung und lauten Gesprächen unter den Zuschauenden berichteten. Aber lasst Euch davon nicht abhalten: Wir waren mehr als begeistert.
Tipp: Bucht einen Platz möglichst weit vorne, so könnt Ihr alles viel genauer betrachten und habt einen freien Blick. Vor allem für die Kinder wichtig, denn in die weich gepolsterten Sessel sinkt man ziemlich tief ein und kann nicht gut sehen.
Extra-Tipp: Besucht an einem der nächsten Tag das Nationalmuseum. Hier sind alte traditionelle Masken und Instrumente zum Thema ausgestellt. Der Wiedererkennungseffekt ist fabelhaft.
Der Nachtmarkt von Luang Prabang
Wenn Ihr Euch mit einer Reise nach Luang Prabang auseinandersetzt, stolpert Ihr recht schnell über den Nachtmarkt von Luang Prabang. Traditionelles Kunsthandwerk wie Web- und Näharbeiten, Kleidung, Schmuck, Dekorationsartikel, Streetfood, Klimbim. Das könnt Ihr vom klassischen Nachtmarkt erwarten. Allerdings bedeutet Nachtmarkt in Laos auch immer mehr: billig importierte immer gleiche Chinaware. Mir tun die Laoten etwas leid, wenn sie statt eigener Produkte qualitativ minderwertige Waren vom übermächtigen Nachbarn im Norden verkaufen. Aber hier und da gibt es doch weiterhin Schätze zu entdecken.
Und der Teil des Nachtmarktes, der Streetfood anbietet, ist wirklich ein Mekka für Genießer. Taucht ein in fremde Gerüche und exotische Geschmäcker.
Grillspieße, Eisrollen, unterschiedlichste Nudelsuppen, traditionelle Würste, frisch zubereitete Shakes, Pfannkuchen, viele unbekannte Kleinigkeiten. Gerade Luang Prabang eignet sich hier hervorragend, um auf kulinarische Entdeckungsreise zu gehen.
Die Tempel von Luang Prabang und das Almsgiving
Über 30 Tempel und Klöster beherbergt das religiöse und kulturelle Zentrum von Laos. Auch deshalb wird es gern als das „Museum ohne Mauern“ bezeichnet. Allen voran ist Wat Xieng Thong das absolute Highlight, der Königstempel. Der zentrale Tempel, so sagt man, sieht aus, als würde eine Henne Ihre Kücken unter die Fittiche nehmen.
Schlendert man die Hauptstraße entlang, so wirkt es, als würde Luang Prabang ausschließlich aus Tempeln bestehen, durchsetzt von kleinen Kolonialbauten. Rot, gold und weiß strahlt es erhaben an vielen Stellen der Stadt. Der Inbegriff der westlichen Vorstellung von einem exotisch-fremden Südostasien. Tatsächlich leben 700 Einwohner hier als Mönche, weitere 1000 als Novizen, sie sind Normalität auf den Straßen.
Jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe findet das Almsgiving statt. Hierbei knien die Gläubigen an der Hauptstraße nieder und die Mönche wandern ruhig diese Reihe entlang. Jeder Gläubige gibt ein wenig Reis oder andere Speisen ab, wovon sich die Mönche an diesem Tag ernähren. Das soll das Karma verbessern. Wir haben uns das Spektakel nicht angesehen, weil es in Luang Prabang zum Touristenmekka mutiert ist. Weiter im Norden in Nong Kiaw haben wir als einzige Touristen mit viel Abstand die Zeremonie bewundert. Merkt Euch: Das findet überall in den Orten statt, nicht nur hier.
Kuang Si Wasserfall mit Kindern
Kaum ein Besucher will ihn nicht bewundern: Den Kuang Si Wasserfall, 30 Kilometer den Mekong abwärts von Luang Prabang aus gelegen. Und das nicht ohe Grund. In viele Kaskaden ergießt sich der Wasserfall beeindruckend in türkisfarbene Becken. Mehr instagramable geht nicht. Sogar baden ist an verschiedenen Stellen je nach Wetter verlaubt und gut möglich.
Vom Parkplatz des Wasserfalls aus wird man mit einem Elektromobil bis zum Eingang gefahren. Sollte das Wetter nicht zu heiß oder regnerisch sein, lässt sich dieser Weg allerdings auch gut zu Fuß zurücklegen. Der Weg mit dem Elektromobil dauert vielleicht 3 Minuten, zu Fuß dauert es 15 Minuten.
Wirklich schön: Das Bärengehege und die unteren Wasserbecken.
Ich empfehle Euch auf jeden Fall nach dem Eingang den rechten Weg zu wählen, der als während der Regenzeit nicht begehbar gekennzeichnet ist. zumindest bis zum Becken des großen Hauptwasserfalls haben wir das Abenteuer (mit Trekkingschuhen) sehr toll gefunden. Aber vertraut da auf Euer Bauchgefühl und Eure Wandererfahrung. Es wird matschig und steil. :-)
Und dann breitet sich das Wasserfallpanorama vor Euch aus. Einfach beeindruckend und auch sehr nass. Ein Heidenspaß für uns alle. Hat es sich gelohnt? Definitiv! Würde wir trotz des touristischen Drumherums wiederkommen? Auf jeden Fall. Und dann würden wir bis zum oberen Teil des Wasserfalls wandern. Das war in der Regenzeit nicht möglich. Uns kamen Wanderer entgegen, die auf unseren fragenden Blick direkt mit „Very dangerous!“ reagierten.
Der Rückweg (den man auch als Hinweg benutzen kann) über eine asphaltierte Straße ist kinderwagengeeignet. Der Rest auf keinen Fall.
Ihr wollt auf dem Weg zwischen Luang Prabang und Kuang Si Wasserfall einkehren und Euch nochmal stärken vor dem Ausflug? Wir haben mit traumhaftem Blick auf den Mekong in der Bamboo Farm ein Päuschen eingelegt, das Nationalgericht Laab gefuttert und frei über die Straße laufende Büffel bewundert. Definitiv einen Stop wert.
Butterfly Park am Kuang Si Wasserfall
Eine echte Entdeckung und positive Überraschung: Der Butterfly Park zwischen dem Ticket Office des Kuang Si Wasserfalls und dem Eingang zum Wasserfall selbst. Viele Besucher werden diesen vermutlich auslassen, allein aus zeitlichen Gründen. Aber es lohnt sich sehr, trotz des für Laos knackigen Eintrittspreises von 18€ für uns als 4-köpfige Familie.
Ein kleines Schmetterlingsparadies an einem Wasserfall gelegen. Verschlungene Wege, niedliche Kleinigkeiten wie Schmetterlingsfutterstationen und Fisch-Spa im Teich. Wir haben sicherlich allein 2 Stunden hier verbracht und die friedliche Atmosphäre genossen.
Buffalo Dairy zwischen Kuang Si Wasserfall und Luang Prabang
Wenn Ihr Euch mit dem Kuang Si Wasserfall auseinandersetzt, stoßt Ihr recht bald auch auf die Buffalo Dairy. So ein wunderbarer Ort. Auf der Büffelfarm leben neben Büffeln auch Schweine, 18 Katzen, Kaninchen und viele andere Tiere. Unsere Mädels im Tierparadies.
Hier könnnt Ihr einfach an der Straße ein Büffeleis auf die Hand mitnehmen, gleich eine große oder kleine Tour über das gesamte Gelände unternehmen.
Oder wie wir: Euch im offenen Café mit traumhaftem Blick auf die Tiere durch die Karte schlemmen. Von Büffeleis über Büffel-Panna-Cotta bis hin zur opulenten Käseplatte (oh yeah! So gut!) und Büffel-Cappucchino ist alles vorhanden, was mit Büffelmilch herzustellen möglich ist.
Die Buffalo Dairy ist eine kleine Oase in Laos für uns geworden. Auf der anderen Seite ist es aber auch ein Anker für die Menschen im dörflichen Umfeld. Denn durch diesen schönen Ort finden viele Einwohner eine feste und verlässliche Arbeit, lernen noch besser Englisch und können durch das durchweg positive Feedback der Besucher richtig stolz sein.
Und die Elefanten jetzt?
Wie auch in Vietnam haben wir ebenfall hier keine Tour gebucht. Und wirklich vertrauenswürdig sind diese in den südostasiatischen Ländern einfach nicht. Am ehesten hätten wir vermutlich Mandalao besucht, da es nach unserer Recherche noch am tierwürdigsten handelt. Wir haben hier im Restaurant mit Aussicht einen Kaffee genossen und aus der Ferne die Tiere bewundert. Das wars.
Also, wenn Ihr bis jetzt noch gezögert habt: Wenn eine laotische Stadt familiengeeignet ist, dann Luang Prabang.
Noch mehr Lust auf Südostasien? Dann stöbert in unseren Artikeln zu Vietnam als Familie.