Der Schluchtensteig Südschwarzwald: Ein Wanderabenteuer im letzten Urwald der Mittelgebirge und einer der 13 „Top Trails of Germany“. Hier bekommt Ihr brandaktuelle Erfahrungen und Tipps für Eure Naturerfahrung im Schwarzwald an der Grenze zur Schweiz.
Grundsätzliches zum Schluchtensteig Südschwarzwald
Ihr seid noch nicht so ganz sicher, ob der Fernwanderweg Schluchtensteig das richtige Terrain für Euch ist? Dann vielleicht eine kurze Einschätzung des Weges aus meiner Sicht.
Eure Fitness
Ich habe bereits Fernwandererfahrung und laufe gern längere Strecken. Eine Grundfitness solltet Ihr also schon mitbringen. Das bedeutet: Wenn Ihr bei Wochenendwanderungen gut 20 km an einem Tag hinkriegt, ist das auch hier kein Problem.
Da Ihr an den Wandertagen keine Anreise rechnen müsst und im Endeffekt nur die Aufgabe „Wandern“ habt, bleibt Euch auch viel Zeit für Pausen, wenn man eine reine Wanderzeit von 5,6 bis 8 Stunden je nach Wegbeschaffenheit rechnet. Dennoch können diese sich auch mal ziehen, also ist teilweise Durchhaltevermögen gefragt.
Der Charakter des Weges
Der Weg führt durch Schluchten, Klammen und eine Flühe in einem Halbkreis von Stühlingen zunächst nach Norden und dann wieder nach Süden Richtung Endstation Wehr. Innerhalb dieser eingeschnittenen Täler lauft Ihr vorzugsweise im Schatten. Es exisiteren aber durchaus viele Wegabschnitte, wie beispielsweise direkt vor Blumberg, da kommt Ihr bergauf in der Sonne über Wiesen ganz schön ins Schwitzen. Zum Glück gibt es regelmäßig tolle Einkehrspots.
Besonders niedlich fanden wir diesen Abkühlbrunnen. Wären wir nicht gerade mitten im Regen unterwegs gewesen, hätten wir sicher zugegriffen. Es sind die kleinen schönen Dinge am Wegesrand, die wir – erstmal im meditativen Wandermodus angekommen, sehr zu schätzen lernten.
Der Weg selbst wechselt zwischen Naturpfad, Waldwegen, Forstwegen und Asphalt. Wobei mir am ehesten die felsig-matschigen (unsere Tour fand direkt zwischen zwei Unwetterperioden im Frühling 2024 statt) Abschnitte in den Wutachflühen, der Wutachschlucht und der Hohweraschlucht in Erinnerung geblieben sind.
Trittsicherheit und an manchen kurzen Teilabschnitten auch Schwindelfreiheit ist echt von Vorteil bei diesen Bedingungen. Sollte es supertrocken sein, dann ist das weniger ein Thema. Es gibt an manchen Stellen auch Schlechtwetteralternativen. Insgesamt solltet Ihr Euch bewusst sein, dass es selbst nach einigen trockenen Tage unten in den Täler dennoch rutschig sein kann. Hier trocknet der Boden schließlich sehr viel langsamer.
Vorbereitung, Packen, Ausrüstung, Unterkünfte
Tipps zur Vorbereitung auf den Schluchtensteig
Lauft Eure Wanderschuhe gut ein, testet mal eine Tagestour mit Wanderrucksack auf dem Rücken, wenn Ihr da keine Erfahrung habt. Nichts macht weniger Spaß, als sich in neuen Trekkingschuhen mit Blasen den Weg entlangzuquälen.
Lest Euch die einzelnen Routen durch. Aber das eher, damit ihr wisst, wo und wie Ihr lauft. Wo Ihr Päuschen einlegt. Wann eine mögliche Einkehr oder ein toller Aussichtspunkt auf Euch wartet. Verlaufen ist auf dem Schluchtensteig kaum möglich.
Checkt das Wetter. Zur Zeit unserer Wanderung herrschte wildes unberechenbares Wetter. Bei Sonne, leichtem Regen und mittelstarkem Regen von vorn inklusive Wind hatten wir aufgrund guter Ausrüstung kein Problem mit dem Laufen. Als wir allerdings ein Unwetter mit Wolkenbruch und Gewitter in der Wetterapp aufziehen sahen, haben wir schließlich doch einmal gepasst. Und im Nachhinein war das die goldrichtige Entscheidung. Habt also immer das Wetter im Blick. Ich selbst werfe immer einen Blick parallel auf die App „Meteoblue“ und klassisch Wetter.de und ähnliche Portale und bin damit immer gut gefahren.
Tipps zum Packen für den Schluchtensteig
Weniger ist mehr! Und das kann ich nicht häufig genug sagen. Kein Buch zum Lesen, Handzahnbürste statt Elektro, alles, was nicht direkt notwendig für die Wanderung ist, haben wir weggelassen und es nicht bereut. Mein Rucksack wog ca. 7 kg und das war perfekt. Nicht nur, weil er den kompletten Tag auf dem Rücken immer schwerer wird.
Es ist einfach ungleich leichter, über Felsen, umgefallene Bäume und Bachläufe zu klettern, wenn da hinten nicht noch eine Umwucht mitspielt. Auf dem Westweg vor vielen Jahren habe ich es nicht ganz so schlau geplant und es tatsächlich bereut.
Tipps für Unterkünfte auf dem Schluchtensteig
Ihr werdet es zu schätzen wissen, wenn Ihr nach einem Tag mit vielen Kilometern in den Füßen nicht noch einen Extra-Kilometer zu Eurem Schlafplatz wandern müsst. Gönnt es Euch ruhig, eine Unterkunft am Weg zu buchen. Auf der Seite des Schluchtensteigs findet Ihr Gastgeber mit extra Angaben zu Luchpaketen für den Weg oder auch Shuttelservice, wenn diese nicht direkt am Weg liegen sollten. Eines richtig zünftigen Abendessens könnt Ihr Euch da auch fast immer sicher sein. Wandersleut sind halt auch einfach immer mordhungrig…
Tipps für Eure Ausrüstung auf dem Schluchtensteig
Auch wenn weniger mehr ist: Manche Ausrüstungsgegenstände sind Gold wert. Allen voran gutes Schuhwerk. Ich laufe am liebsten mit meinen Trekkingschuhen, die bereits unter dem Knöchel enden. So habe ich mehr Gefühl für den Weg.
Ein leichter Rucksack, je nach Bedarf zwischen 20 und 35 Litern, mit Raincover ist wichtig. Ich finde es hilfreich, hier ein gutes Modell zu haben, Hüft- und Brustgurt sollte ich nicht dazu sagen müssen. Aber wir haben viele Mitwanderer getroffen, die mit Alltagsrucksacken unterwegs waren. Das sah nicht gemütlich aus.
Worauf ich ebenfalls nicht mehr verzichten wollte: Teleskopwanderstöcke. Teleskop, weil der Weg an vielen Stellen unter einem dichten Blätterdach langführt. Wenn Ihr diese aber gerade nicht braucht und sie am Rucksack befestigt, bleibt Ihr da hängen.
Die Etappen des Schluchtensteigs
Beschreibungen der einzelnen Etappen findet Ihr zu genüge. Einerseits auf vielen anderen Blogs. Andererseits auch im offizellen Tourenführer von Tourismus Schwarzwald. Dieses dünne Heft hatten wir tatsächlich immer griffbereit. Trotz unserer Bemühungen, Gewicht zu sparen, hätten wir darauf nicht verzichten wollen. Wegbeschreibung, Länge, Charakter der Etappe, Einkehrmöglichkeiten, Besonderheiten und Höhenprofil. Alles Wichtige kompakt an einer Stelle zusammengefasst.
Hier findet Ihr das Heftchen und einige andere Materialien zum Weg wie:
Übersichtsflyer
Wanderpass zum Abstempeln
Wanderbuspläne
Wanderkarte (kostenpflichtig)
Wir hatten nichts davon unterwegs dabei und es fehlte nichts.
Anstatt einer Beschreibung einzelner Etappen deshalb eine Art Rangliste teilweise ganz subjektiver Art.
Die schönste Etappe des Schluchtensteigs
Etappe 1, weil die Wutachflühen und sehr mit ihren schroff aufragenden Felswänden überrascht hat, weil es einsam und wild war. Und weil wir am Ende der Flühen nach unserem obligatorischen Wanderschnaps eine gemütliche Siesta in der Sonne gehalten haben.
Etappe 3, weil der Anfang beim Räuberschlösslefelsen so wunderbar abenteuerlich war und der Übergang im Bereich Wutach- zur Haslachschlucht sehr romantisch, einsam und direkt am rauschenden Wasser der Wutach.
Nicht eine ganze Etappe, aber ein traumhaft schönes Teilstück: Der erste Teil der 2. Etappe. Der Schleifenbachtobel mit 8 Meter tiefer Leiter ist eine kleine Mutprobe mit großem Wanderrucksack auf dem Rücken. Der Schleifenbach stürzt sich an dieser Stelle in 3 Kaskaden 20 Meter in die Tiefe. Im Morgenlicht ein wunderschönes Spektakel.
Danach der sanfte lange Abstieg ins Tal, wo sich der Schluchtensteig Südschwarzwald mit dem Jakobsweg überschneidet. Ist das nicht eine niedliche Wallfahrtskirche? Morgens gegen 9 besonders friedlich und romantisch.
Die anstrengendste Etappe des Schluchtensteigs
Etappe 2, weil die Wutachschlucht zwar faszinierend, aber auch unermesslich touristisch ist. Ein unglücklicher Zufall war es, dass wir ausgerechnet am Pfingstsonntag die Etappe absolvierten. Spaziergeher, die mit völlig falschem Schuhwerk (weiße Sneaker, High Heels) über rutschige Felsen und durch den Matsch stacksten, übervölkerten den eigentlich schönen Abschnitt. Wir drückten uns aneinander vorbei, weil der Weg schmal, eine Laufrichung allerdings nicht vorgegeben ist. Nicht ungefährlich nach einem Unwetter, dass entwurzelte Bäume und zerstörte Absperrungen vor tiefem Abgrund hinterlassen hat.
Wir schlugen 3 Kreuze, nachdem wir den zum Glück nicht allzulangen Abschnitt hinter uns ließen.
Gern würde ich diese Etappe im sehr frühen Morgengrauen an einem Wochentag erneut erleben, um diese Erinnerung zu korrigieren.
Was wir liebten: Unsere qualmenden Füße in der eisigen Wutach zu kühlen und uns dabei eins zu fühlen mit der Natur.
Die Etappe mit den meisten Höhenmetern
Mit 1420 ist es offiziell die 6. und damit letzte Etappe von Todtmoos bis Wehr. Da wir diese aufgrund eines erneuten Unwetters mit Gewitter ausgelassen haben, haben wir lediglich die 4. Etappe mit 1050 Höhenmetern von Schluchsee bis St. Blasien erlebt.
Aber was heißt Höhenmeter schon? Diese Etappe hatte eindeutig mehr Abwärtsstrecken in petto. Insofern ist viel Höhenmeter an dieser Stelle nicht gleichbedeutend mit „anstrengend“. Ohnehin hängt dies weniger damit oder mit der Streckenlänge zusammen, sondern vielmehr mit der Wegbeschaffenheit.
Die romantischste Etappe des Schluchtensteigs
Ohne zu Zögern: Etappe 3! War es das liebliche Wetter und unsere generelle Stimmung? Der recht einsame Weg entlang schroffer Felsen durch hellgrünen Mischwald nach der anstrengenden Wutachschlucht? Die allgegenwärte Nähe zum sprudelnden Wasser und der weiche Waldboden?
Die Stimmung an der märchenhaft anmutenden Rötenbachmündung als würde gleich ein Prinz auf einem weißen Pferd durch den Wald reiten? Oder der leichte Schwips nach Likörtorte im niedlichen Café Wiest in Lenzkirch?
Es wird eine Mischung aus diesen Faktoren gewesen sein und auch das wirklich schöne Hotel Hirschen in Fischbach, in dem wir beim etwas gehoberem Abendessen leicht underdressed auftraten. Aber was will mit von Wandergesellen mit genau einem „Abendoutfit“ auch anderes erwarten? Sie werden es gewohnt sein.
Die langweiligste Etappe des Schluchtensteigs
Hier kann ich gar keine konkrete Etappe nennen, weil doch jede ihren besonderen Reiz hat. Wenn ich mich entscheiden muss, ist es der Anfang der Etappe 4. Damit tue ich dem Schluchsee und dem Bildstein wahrscheinlich Unrecht. Schließlich trotteten wir auch durch ekeliges Regenwetter.
Dennoch: Ich mag zulange Abschnitte mit breiten Forstwegen nicht. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn der Ausblick vom Bildstein bei entsprechendem Wetter und die Sicht über den dunklen malerischen Schluchsee sind fantastisch.
Die abwechslungsreichste Etappe des Schluchtensteigs
Die gibt es tatsächlich nicht. Jede Etappe hat ihren Reiz und ich würde keine missen wollen.
Extratipp zum Schluchtensteig
Fahrt am Ende eine Runde mit der Sauschwänzlebahn, die Ihr während der Fernwanderung kreuzt. Haben wir noch offengelassen und wollen es zusammen mit unseren Töchtern angehen.
Fazit zum Schluchtensteig Südschwarzwald
Grandios und immer wieder.
Thank you for sharing your experience on the Schluchtensteig! Your tips on preparation, footwear, and packing light are incredibly useful. I also loved your descriptions of the different stages, from the romantic to the challenging. The weather advice is definitely something to keep in mind. This post will surely help many hikers planning their own adventure!
Spannend. Für mich war die letzte Etappe, insbesondere das letzte Stück die langweiligste Etappe. Schon viel zu städtisch geprägt und hat sich für mein Empfinden ewig dann gezogen.
Und vielleicht noch eine Ergänzung: Zumindest damals, als ich den Schluchtensteig gewandert bin, gab es auch die Möglichkeit, einen Gepäcktransport zu buchen. Ich mag tatsächlich kein Gepäck mehr auf dem Rücken haben.
Hab mal meinen Beitrag zu den sechs Etappen hinter meinem Namen verlinkt, wenns dich stört, werf den einfach raus.
Aber klar, Hubert!
Ich finde es interessant, wie unterschiedlich wir auch den Weg erlebt haben. Kann auch an Jahreszeit und Wetter liegen. Ich zum Beispiel finde es für mich sehr wichtig, meine Siebensachen dabei zu haben und mich deshalb auch begrenzen zu müssen. Und auch unsere Lieblingsetappen waren ja unterschiedlich.
Es kann nur hilfreich für Leser sein, wenn sie so ein buntes Bild bekommen.
Herzliche Grüße
Christina