Juligedanken: Die Karotte vor der Nase, niemals reisen und ein fast normales Wochenende

Wenn ich in meinem Blogplan für eine Woche keine Artikelidee vorgeplant habe, stöbere ich so auf der Website im Hintergrund durch meine Entwürfe und Artikelgrundgerüste auf der Suche nach etwas Passendem. Dieses Mal passt nichts. Alles hat den Geschmack der „Vor-Corona-Zeit“ für mich. Also ein wenig Kaffeekränzchen mit Juligedanken für Euch. Disclaimer: Es ist heute ein etwas auf Krawall gebürstetes Kaffeekränzchen. Für heile Welt bitte weitergehen.

Ein fast normales Wochenende

Ein wunderschönes Wochenende liegt hinter uns. Viele Herzensmenschen treffen (und immer fühlt man sich bemüßigt „Open Air und mit Abstand“ fast schon als Floskel anzufügen, geht Euch das auch so?). Aperol Sprizz. Tiefe Gespräche. Neues Baby bewundern. Waldgrillen. Mini-Städtetrip.

Außer dem konstanten Abstand halten, Ellenbogen- und Low-five-Grüßen sowie Maske auf, Maske ab wies kaum etwas darauf hin, dass wir mitten in einer Pandemie stecken.

Tat das gut. Auftanken. Und auch merken, wie krass anders der Alltag geworden ist.

Ich mache mir nichts vor. Im Gegensatz zu vielen anderen kann ich mir kaum vorstellen, dass es einen wirklich wirksamen Impfstoff geben wird. Andauernd wird in den Medien auf dieses Ereignis hingefiebert. Ich rechne persönlich einfach nicht damit. Besser mit der Aussicht zurecht kommen, dass wir eine Koexistenz mit diesem „Kackorona“ (Wortschöpfung von Supermom Jette ;-)) eingehen müssen. Und dann eventuell positiv überrascht sein. Meine Strategie, um nicht konstant in der Zukunft zu leben, sondern das hier und jetzt so hinzunehmen, wie es nun mal ist.

„Dann darfst du eigentlich gar nicht reisen“

Im Rahmen des Waldgrillens kam jemand auf meinen Beruf „Reisebloggerin“ zu sprechen. Ganz ungewohnt waren auch Menschen anwesend, die ich nur ganz flüchtig oder gar nicht kenne. Seit dem Shutdown im März habe ich tatsächlich fast ausschließlich enge Freunde, Familie und sehr gute Bekannte getroffen. Eine willkommene Abwechslung.

Einer der Mitgriller fragte interessiert nach, ich gab gern Auskunft. Aber eher knapp. Ich weiß, wohin je nach Charakter meines Gegenüber das Gespräch führen kann. Ganz viele sind wirklich neugierig und finde das sehr spannend. So manch einen Zeitgenosse aber packt der Neid, das merke ich sehr wohl.

Dann kommen die Klassikersätze, bei denen sich mein Gegenüber stets höchst individuell fühlt. Ja, auch dieses Mal wieder, fast reflexhaft wirkend.

„Nachhaltig Reisen als Blogthema? Eigentlich darfst Du dann ja gar nicht reisen!“

Klar, und Du darfst keinen Sport treiben, weil Du mal eine Zigarette rauchst. Darfst keine Lederschuhe tragen, weil Du Hafermilch in den Kaffee kippst…Diese Absolutheit regt mich jedes Mal auf. Aha, Du machst das was mit Moral und Anspruch. Dann zieh es auch komplett durch und zieh nackig in den Wald. Sonst darfst Du gar nicht erst anfangen.

„Ach, Du wirst zu den Reisen eingeladen? Dann ist Deine Meinung ja gar nicht unabhängig!“

Jawohl, ich bin eine Marionette der Tourismusindustrie, entscheide nie bei Reisen mit und bin auch sonst sehr beschränkt. Und wo arbeitest Du nochmal…? Wer keine Ahnung von der Branche hat, einfach keine Plattitüden von sich geben.

„Ist das überhaupt ein Beruf?“

Jaaaaaa. Ich führe Verhandlungen. Halte technisch eine Website auf dem neusten Stand (hüstel). Recherchiere über Reiseziele. Tausche mich mit anderen Bloggern aus. Fotografiere. Schreibe. Bearbeite Bilder. Wende SEO-Maßnahmen an. Veröffentliche auf Social Media-Kanälen. Und schreibe Rechnungen. Und wenn sogar das Finanzamt großes Interesse an mir hat, muss das wohl ein Beruf sein ;-) Weißt Du was? Der Neid spricht aus Dir.

Mutter-Kind-Kur – Die wunderschöne Karotte vor der Nase

Ich bin platt. Das habe ich mit vielen Müttern wohl gemeinsam. Eine fiese Asthma-Phase war gerade abgeklungen, als sie pünktlich von der Corona-Wucht abgelöst wurde. Uff! Zum Glück hatte ich bereits im Vorfeld einen Termin für die Mutter-Kind-Kur an einem der wohl beliebtesten Urlaubsfleckchen Deutschlands vereinbart. Nordsee, ich kann Dich schon hören!

Nachdem zwischenzeitlich die Kurklinik wie so viele Einrichtungen die Türen schließen musste, ist sie wieder mit Hygienekonzept und reduzierte Belegung (60%) geöffnet. Mir tun die Mütter leid, die in eine der Risikogruppen fallen, die nicht anreisen dürfen. Gerade die haben es eigentlich besonders nötig.

Ich zähle die Tage und hoffe, dass bis dahin weder unser Heimatlandkreis noch der Landkreis der Klinik nennenswerte Corona-Zahlen aufweist.

Dann kann ich Euch direkt vom Deich mit Aussicht aufs weite Meer grüßen. Schafe zählen. Mama-Tochter-Zeit auf den Moorwegen im Hinterland auskosten.

Nicht arbeiten. Nicht kochen. Nicht putzen. Nichts müssen.

Außer Kraft tanken und gute heilsame Luft atmen.

2 Comments

  1. Meine liebe Christina, auf Krawall gebürstete Kaffeekränzchen stehe ich ja und auf liebenvollen Sarkasmus sowieso. Das weißt Du ja. ;) Beim Lesen dachte ich: das habe ich geschrieben! Ich glaube auch nicht ernsthaft an einen wirksamen Impfstoff und schon gar nicht für 8 Milliarden Menschen. Was wenn dieses Kackorona bleibt? Dann müssen wir für alle Zeiten damit leben. Wie sehr es unserem Miteinander schadet, sehen wir ja jetzt schon. Ich finde es schrecklich meine Eltern nicht mehr umarmen zu können und auch mit Freunden immer auf Abstand zu bleiben. Und ja, diesen fiesen Neid kenne ich zu gut….. wenn die Leute aber mal ernsthaft hinterfragen wrüden, wie unfassbar viel Arbeit das ist, würden die Meisten sicher dankend abwinken. Ich wünsche euch eine schöne und hoffentlich erholsame Zeit in der Mutter-Kind-Kur. Wir Mütter haben es dieser Tage doppelt und dreifach nötig, auch mal wieder Kraft zu schöpfen. Ganz liebe Grüße, Nadine

    1. Danke für Deine wohltuenden Worte, liebe Nadine! Ja, dieses Social Distancing ist einfach doch auch ansonsten Distanz. Da kann man sich vormachen, was man will. Es ist nicht das Gleiche ohne körperliche Nähe. Ach weißt Du, manchmal muss es einfach raus, dieses Krawallige. In letzter Zeit kamen ab und zu so Spitzen in meine Richtung auch in anderer Form. Und ich habe echt gebraucht, bis ich kapiert habe, dass da Neid dahinter steckt. Schade finde ich nur, dass ich dann immer vorsichtiger werde, auch fröhlich von Erfolgen zu erzählen, weil ich mich halt so freue. Mit der Zeit lernt man, wer sich mit freut, das ist doch auch ein Lerneffekt. Ich wünsche Dir einen tollen weiteren Sommer auch ohne Meer ;-) Christina

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