Junigedanken: Ein halbes 2020, geplante Planlosigkeit und der 7-Jahresrythmus des Lebens

Kita und Schule gleichzeitig. Seit fast genau 3 Monaten zum ersten Mal. Stille konzentrierte Atmosphäre im Home-Office. Wir nutzen die Zeit effektiv. Nächste Woche ist wieder Halligalli in der Bude und alles gleichzeitig und laut. Der perfekte Anlass für einen Halbjahresrückblick auf der verrückteste Jahr ever. Reflexion: Meine Homebase als studierte Sozialpädagogin.

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Was hat sich in den letzten 6 Monaten für Dich verändert?

Hahaha. Corona. Zuhause. Home-Office-Kinderbetreuungs-Chaos-Wahnsinn. Fertig! Tatsächlich? Wie war Euer Tagesablauf als Familie? Eure berufliche Situation? Das Netzwerk? Deine Hobbys und Aktivitäten im Alltag? Die Aufteilung im Haushalt als Familie? Deine Sicht auf das Leben und was darin wichtig und unwichtig ist?

Innerhalb der ersten 3 Monate diesen Jahres waren wir am eifrig Reisen planen. Da schien noch alles so halbwegs normal. Bermuda-Dreieck Beruf-Haushalt-Familie ausbalancieren. Bis die Vollbremsung kam. Dann änderte sich äußerlich kurzfristig sehr viel. Und dann gar nichts. Aber nur äußerlich gar nichts. In mir verschoben sich Prioritäten. Lebenseinstellungen. Wünsche. Planungen. Was zuvor wichtig war, löste sich auf. Was unwichtig war, nahm großen Raum ein. Und unter dem ganzen Alltagsrauschen der ersten 3 Monate des Jahres grub sich hervor, was wirklich wichtig ist. Was wichtiger geworden ist: Familie. Natur. Politik. Bildung. Privates. Freiheit. Reduktion. Ruhe. Bewegung. Was unwichtiger geworden ist: Oberflächlichkeiten. Ablenkung. Der äußere Schein. Konsum (geht das bei uns? Noch unwichtiger? ;-)).

Worauf kannst Du stolz sein?

Allein darauf, wie wir Kraftreserven mobilisieren, um durch diese heftige Zeit zu kommen, können wir stolz sein, oder? Klopf Dir einmal kräftig auf die Schulter dafür. Aber hast Du vielleicht etwas Neues gelernt? Eine neue Fähigkeit? Den Umgang mit Deinen Gefühlen? Eine handwerkliche Tätigkeit?

Mir fällt zu der Frage mehr ein, als ich dachte. 4 Dinge greife ich heraus.

Tatsächlich haben wir ganz kurz vor dem Shutdown mit Einkochen begonnen. Das hat sich fortgesetzt in Holunderblütenverarbeitung. Allgemein habe ich viel besser kochen gelernt. An die 80 verschiedenen Gerichte kamen seit März auf unseren Tisch.

Ich habe so viele Pflanzen kennen gelernt wie noch in keinem Jahr. Als Ende April der Frühling uns begrüßte, konnte ich meinen Blick kaum noch von Wegrändern losreißen. Wildkräutersalate. Wildkräuterbutter. Wunderbar. In Kräuterkunde habe ich einen riesigen Sprung gemacht. Toll!

Unseren Kindern habe ich ebenfalls die Natur wie noch nie näher gebracht. Unsere Große kennt nun ebenfalls viele Kräuter und hat mit Leidenschaft das Herbarium gefüllt. Die Kleine läuft mit Freude richtig lange Strecken. Naturkinder!

Sven und ich sind ein unglaublich gutes Krisenteam. Wir unterstützen uns konstant und achten aufeinander. Dafür, wie viel wir uns hier dauerhaft sehen, kracht es erstaunlich selten.

An welche 3 schönen Momente erinnerst Du Dich besonders gern?

Sorge um die Gesundheit. Die Stabilität der Welt. Zukunftsgedanken. Existenzielle Sorgen. Aufeinander hocken. Dir fallen bestimmt viele Momente ein, die mehr als anstrengend waren in den letzten 6 Monaten. Aber was waren besonders tolle Situationen?

Ich jogge von Zeit zu Zeit seit Mitte März (wie so viele ;-)). An einem Morgen musste ich mich besonders aufraffen. Kurze Nacht. Regensamstag. Und dann oben auf dem Feld so ein Glücksgefühl. Regentropfen im Gesicht. Rockmusik im Ohr. Freiheit mitten im Shutdown.

Zu viert immer immer immer gleichzeitig im Haus. Das hat uns zusammen geschweißt. Unser kleines Mädchen ruft manchmal plötzlich laut „Wir sind Familie“! Und ruft uns zum Gruppenkuscheln zusammen. Wunderschön.

Am letzten Wochenende nahm ich mir jeweils einen Tag Mama-Tochter-Exklusiv-Zeit einmal mit der Kleinen und einmal mit der Großen. Die Erkenntnis am Samstag auf dem Naturerlebnispfad mit der fröhlichen Kleinen: So viel Spaß machen schon längere Spazierwege mit ihr. Der Aha-Effekt mit der begeisterten Großen während der Museums-Rallye dann am Sonntag: Wir können gemeinsam Kultur abseits von Puppentheater, Zoo und Kindermuseum genießen, die mich auch interessiert. Unsere Interessen wachsen langsam zusammen. Das ist obergenial!

Wie hast Du Dir etwas Gutes getan?

Wir brauchen gerade in dieser Zeit persönliche Kraftquellen, um seelisch gut durchzukommen. Was ist das für Dich? Online-Yoga? Klavierspielen? Stricken? Gartenarbeit. Lange Skypesessions mit Freunden? Meditation? Schach?

Recht niederschwellig und ohne großen Aufwand mag ich es sehr, während der Hausarbeit (allein!) Podcasts und Hörbücher zu hören. Am Wochenende morgens direkt nach dem Aufstehen eine Runde Joggen. Ein selbstgemachter Holunderlikör am Abend. Mit Sven eine gute Serie gucken nach vollbrachtem Tagwerk. Und voller Vorfreude schöne Ausflüge und kleinere Reisen in der Zukunft planen.

Wenn Du möchtest, erzähl doch in Kommentaren zu diesen Junigedanken von Deinen Gedanken zum Part 1 2020.

Ich wünsche uns allen ein kraftvolles und positives zweites Halbjahr 2020!

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