„Guck mal! Noch ein Fahrwehrhaus, Mama!“ – Wer nur einen kurzen Bummel durch die kleinen verwinkelten Gässchen des süßen Weinörtchens Bergheim in der Rheinebene unternimmt, wird sogleich eingenommen von den wunderschön restaurierten Bauten. In allen Farben ist der Dorfplatz umsäumt von Fachwerkhäusern. Ein günstiger Zeitpunkt, unserem Mädchen den Namen dieser Skelettbauten aus Holz näher zu bringen. Und es macht umso mehr Spaß, in je mehr Farben wir sie entdecken.
gelb, rot, blau und sogar ein lilafarbenes Haus können wir ganz in der Nähe unseres Hotels entdecken. Während eines kleinen Spaziergangs ist hier schnell der nur knapp 2000 Einwohner zählende von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgebene Ort 16 Kilometer nördlich von Colmar erkundet.
Am Place du Dr Pierre Walter bewundern wir zuerst den alten Brunnen und müssen vor lauter nach oben blicken aufpassen, nicht über unsere Füße und das abgetretene Kopfsteinpflaster zu stolpern. Diese Farben! Klar: Ein Weinort direkt an der elsässischen Weinstraße gelegen macht schon etwas her.
Da wir ganz genau hinschauen, stellen wir fest, dass wir sogar beobachtet werden. Ein Katzenaugenpaar hat uns fest im Visier.
Aber es sind nicht nur die „Holzstreifen“ – so nenne ich das Fachwerk noch zu Beginn unseres Erkundungsweges – die charakteristisch sind. An allen Ecken und Enden sehen wir liebevoll dekorierte Hauseingänge. Wunderschön bepflanzte Ecken. Und Unmengen an mit Weinlaub bewachsenen Hausfassaden.
Eine kurze Pause vom Pflastertreten tut uns nun gut. Und so genieße ich eine kleine geschmackliche Weinreise, während unser Mädchen sich mit Saft erfrischt und von der Tochter des Weingutes Halbeisen gleich einen ganzen Haufen Korken geschenkt bekommt.
Ich probiere Rosé (nein, finde ich sauer), einen roten leichten Wein (hmmm…) und den im Barriquefass gereifen kräftigen roten Wein (ja!!!). Natürlich: Ich habe wieder den teuersten Geschmack…Dennoch: Eine Kiste „Pinot Noir Rouge Elevé Barrique“ ist beim Verlassen der Weinstube unser. Kurz vermissen wir beide unseren daheimgebliebenen männlichen Begleiter. Zum Korkentürmchen bauen und passende Gerichte vorstellen, die der Rotwein begleiten könnte. Nach der kleinen Pause drehen wir einen Schlenker durch die Weinberge am Ortsrand.
Um dann auf dem Rückweg in den Ortskern von Bergheim erneut auf ein Farbenspiel der Architektur zu stoßen.
Der Innenhof unseres „Hotel Residence La Cour du Bailli“ ist das wunderbarste Beispiel für die elsässische Fachwerkkunst, die durch die deutsche Architektur stark beeinflusst ist.
Nach soviel Fachwerk haben jetzt nicht mehr unsere Augen Hunger sondern eindeutig der Magen. Und was ist mit das Typischste, was das Elsass kulinarisch zu bieten hat? Natürlich: Flammkuchen. Für mich begleitet von einem leichten Pinot Gris. Und so schlemmen wir im Restaurant „La Cave du Bailli“ die klassische „Tarte Flambée“ oder wie die Elsässer auch sagen: „Flammekueche“ mit Speck und Zwiebeln auf Schmand und einem hauchdünnen Teigboden. Unser Mädchen zieht diesen sogar den angebotenen Fischstäbchen vor. Wenn das kein Zeichen ist.
Eigentlich habe ich nun für mein Töchterlein das allererste Mama-Tochter-Wellness-Event geplant. Leider gibt es im Hotel keine Maniküre und so sitzt mein Mädchen mit großen Augen neben mir, während „die Frau die Füße beknetet“. Die aryuvedische Beinmassage mit – passend in einem Weinort – Traubenkernöl tut gut. Aber das nächste Mal versichere ich mich nicht nur zweimal, ob Maniküre möglich ist.
Zum Abschied bei Croissant mit Marmelade und französischem Käse mit Café au lait schweift unser Blick über die schöne Wanddekoration und fällt durchs Fenster. Wunderbar: Unser letztes Mal elsässisches Fachwerk.
Weitere Tipps für die elsässische Region rund um Bergheim
- An vielen Stellen finden sich kleine Straßenstände mit Köstlichkeiten der Region. Von frühmorgens bis spätabends kann man hier wunderbare kulinarische Mitbringsel erstehen. Beispielsweise Walnüsse. Marmelade. Honig.
2. Rund um Bergheim und Saint Hippolyte finden sich viele Stellen für die schönen Fotomotive hinauf zu den Burgen und über die Weinebenen.
3. Die Hohkönigsburg – nur 11 km entfernt von Bergheim – bietet traumhafte Ausblicke in die Weite und in die Höhe. Ganz und gar nicht barrierefrei, also besser die Kraxe einpacken oder warten, bis die Kinder ein gutes Laufalter erreicht haben. Und möglichst früh kommen. Am günstigsten bis 10 Uhr ankommen, denn jede Minute später bedeutet aufgrund der Parkplatzsituation einen längeren Aufstieg mit quengelndem Nachwuchs im Gepäck. Da unser Mädchen an diesem Tag die „Siebenmeilenstiefel“ trug, waren wir allerdings sogar auf der Überholspur unterwegs. Extra-Park-Tipp: Über den Höhepunkt der Parkmöglichkeiten und den kleinen Kiosk hinausfahren. Dort finden sich weitere Parkplätze. Unter 6 Jahren ist der Eintritt frei.
4. Der „Montagne de Singes“ – der Affenberg in Kintzheim – bietet über 200 Berberaffen in einem 24 ha großen Waldgebiet die Möglichkeit, völlig frei zu leben. Nur wenn die Affen es wünschen, nähern sie sich den Menschen und lassen sich bereitwillig mit Popcorn füttern. Wichtige Hinweise: Kleine Kinder sollten nicht laut sein, schnell rennen oder sich den Affen auf mehr als einen Meter nähern. Wenn Kinder noch nicht das Verständnis dafür aufbringen können, sollte entweder der Park gemieden werden oder die Kinder auf dem Arm bleiben. Zwar ist noch nichts Gravierenderes vorgefallen, dennoch fühlen sich die Affen dadurch bedroht. Und dann gehen sie in Verteidigung und können kratzen und beißen. Durch die Aufzucht von Berberaffen im Elsass konnte schon die Population in Marokko gestärkt werden, indem Affen erfolgreich hier ausgewildert wurden. Spannend: Mit dem Sonnenuntergang ziehen sich die Affen in ihre Bäume abseits des Spazierweges zurück. Das ist der ausschlaggebende Faktor für die Schließzeiten.
5. Wie immer: Zeit zum Trödeln einpacken. Lieber Klettern, Balancieren, Blätter sammeln, als stur ein Programm abspulen. Die schönsten Zeiten sind doch die im Flow, oder?
Ich danke Elsass Tourismus herzlich für die Einladung zu dieser Reise. Meine Meinung bleibt davon unberührt.
7 Comments