Es ist fast schon eine Tradition. Das dritte Jahr in Folge erkunden wir im Herbst das nahe gelegene Elsass. Im ersten Jahr besuchten das Reisemäuschen und ich die Hohkönigsburg, den Affenfelsen, eine Weinkellerei und die Gegend rund um Bergheim herum. Letztes Jahr gemeinsam mit Sven das Pfeifferfest in Ribeauvillé, den Schmetterlingsgarten, die Wanderwege unterhalb von Saint-Ulrich, die Altstadtgassen von Riquewihr. Und in diesem Jahr dann eine Premiere: Ich alleine mit der nun großen Schwester und dem Babymädchen. Südlich von Colmar entdeckten wir das Ecomusée d’Alsace und den Park des kleinen Prinzen in Ungersheim. Und durften erneut ein zuckersüßes Fachwerkhäuschen unser Urlaubszuhause nennen.
Freitag: Unser romantisches „Urlaubs-Zuhause“ und Erkundungstour durch das „Ecomusée d’Alsace“
Das Hotel Les Loges de l’Écomusée in Ungersheim besteht aus kleinen schnuckeligen Fachwerkhäuschen. Im Erdgeschoss belegt das große Mädchen im Wohnzimmer mit angrenzendem Badezimmer direkt den großes Schreibtisch mit den gesamten mitgeschleppten Spielsachen, Büchern, Bastelmaterial. Eine kleine Stiege führt unters Dach in unser offenes Schlafzimmer. So ein niedliches Urlaubs-Zuhause.
Alleine mit zwei Kindern auf Reisen ist schon eine andere Hausnummer als mit einem. Insofern bin ich froh, dass die Große mir eine Ruhepause gönnt und direkt in die Bastelsachen vertieft ist. Nach kurzem Verschnaufen allerdings sind wir neugierig auf das Ècomusée, das größte Freilichtmuseum Frankreichs. Die einzelnen Häuser sind Stiftungen und wir lernen, dass durch die Fachwerk-Bauweise der Ab- und Aufbau gar nicht einmal so schwierig ist.
So ein Glück: Direkt nach unserer Ankunft platzen wir gerade noch rechtzeitig in eine Vorstellung zur traditionellen Milchverarbeitung hinein. Ich mag diese alten Gerätschaften, da bin ich in meinem Herzen eine Romantikerin. Ich stelle mir vor, wie es gewesen sein mag, zur Zeit Anfang des letzten Jahrhunderts mit diesen alten Handwerkstechniken und dem Wissen gelebt zu haben. Die Schwierigkeiten dieses Lebens blende ich dann gerne aus…
Im Ècomusée fühlt man sich original in die Zeit zurück versetzt. Der alte Dorfplatz. Die Dorfschule. Die Bäckerei. Das alte Gasthaus, noch mit Holzofen. Mit Liebe zum Detail sind die Häuser ausgestattet und wir wundern uns, das so viele gut erhaltene Originalstücke die Szenerie anschaulich gestalten. Ich möchte gleich ins Gasthaus einziehen. Das Freilichtmuseum ist derart umfangreich, dass es sinnvoll ist, sich im Vorfeld einen Überblick auf der Online-Karte zu verschaffen.
Vom museumspädagogischen Ansatz des Écomusée bin ich begeistert. Egal, ob Kahnfahrt durch die angrenzenden Gewässer. Eine Lehrstunde im alten Schulhaus. Oder wie zur Zeit unseres Besuchs: Rübenschnitzen aus dem Programm „Glaube und Aberglaube im Elsass“. Die Möglichkeiten, tatsächlich neben dem Anschauen auch mitzumachen sind weit gefächert. Die Eintrittspreise erscheinen mir mit 15€ für Erwachsene und 10€ für Kinder ab 4 Jahren angemessen für die Mitmachaktionen, die geboten werden.
Ein Highlight für uns ist die Aussicht vom „Tour Forte“, der ursprünglich in Mulhouse stand. Wir können weit in die Landschaft blicken, die Dorfwelt von oben betrachten und ganz allein den Sonnenuntergang genießen. Allerdings wird es dann vor allem für das Babymädchen doch zu kalt. Und außerdem lockt uns der Gedanke an Flammkuchen ins Warme. Elsass im Herbst ist einfach ein Glücksspiel. Es kann noch sehr sommerlich sein. Dieses Mal steht eben schon gefühlt der Winter vor der Tür.
Etwas sehnsüchtig werfe ich einen Blick auf die Weinkarte des Restaurants „La Taverne“. Aber da Sven zuhause geblieben ist, kann die Mini-Madame auch heute kein Fläschchen bekommen und ich verzichte gern. Ich liebe diese Tradition, mit der Großen auf den Elsassreisen jedes Mal Flammkuchen zu verspeisen. Schade nur, dass sie die Zwiebeln verschmäht. Ich selbst teste immer mal wieder andere Gerichte. Aber auch meine große Liebe gilt den verschiedenen Varianten der „Tarte Flambée“. Mit Ziegenkäse, Münsterkäse, in süßer Form…Flammkuchen passen einfach perfekt zum Elsass im Herbst.
Samstag: Elsässer Frühstücksgenuss und der „Park des kleinen Prinzen“
Die Nacht war nicht gut. Das große Mädchen hat links von mir ununterbrochen gezappelt. Das kleine Mädchen rechts hatte fast stündlich Hunger. Morgens vermisse ich Sven schmerzhaft. Beziehungsweise den Luxus, von ihm zum morgendlichen Stillem im Bett einen Kaffee gebracht zu bekommen. Und so ziehe ich mir einen Pullover über, schnalle das kleine Mädchen in die Trage und stehe zerzaust um 7 Uhr im Frühstücksraum. Einzelne Wortfetzen und der Hinweis auf das kleine Mädchen vor mir genügen. Die nette Dame hinter der Bar reicht mir einen riesigen Becher Café au lait mit dem Satz, sie habe extra zwei Portionen eingefüllt. Ich möchte sie umarmen! Mit heißem Kaffee in der Hand eile ich durch den kalten dunklen Morgen zurück.
Nach dem französischen Frühstück – richtiges Seelenfutter – machen wir uns auf zum „Park des kleinen Prinzen“. 2014 ist dieser Freizeitpark mit dem Thema des berühmten Werks von Antoine de Saint-Exupéry eröffnet worden. Jede Aktivität dort ist mit der Geschichte verbunden. Wir essen sogar vor einem Imbiss, der in ein kleines Flugzeug wie der Geschichte entsprungen integriert ist. Recht neu ist die Möglichkeit, direkt vom Écomusée über eine Verbindungsweg dorthin zu gelangen. Ein kleiner Naturlehrpfad. Da wir heute aber nicht das Museum besuchen und noch etwas einkaufen wollen, nehmen wir das Auto. Wer diesen Verbindungsweg nutzen möchte und beide Attraktionen an einem Tag besuchen möchte, bekommt vergünstigten Eintritt. Erwachsene kosten 20€ und Kinder ab 1 m 15€.
Mir wird angesichts der sehr niedrigen Temperaturen Ende Oktober etwas mulmig, dort den Tag zu verbringen. Aber ich bin angenehm überrascht davon, dass Indoor- und Outdoor-Aktivitäten sich wunderbar abwechseln. Die Indoor-Hüpfburg „Volcano“ ist der ausgesprochene Liebling der Großen. Mir nicht unrecht. Sie tobt dort über eine Landschaft die gespickt ist mit Figuren aus der Geschichte.
Wir sehen im 3D-Kino eine Geschichte des kleinen Prinzen. Erkunden fast jeden der vielen Spielplätze. Bewundern die mutigen Besucher, die sich in Achterbahnen und wilde Karussels trauen. Ganz neu ist die Achterbahn „Die Schlange“, in der Kinder ab 130 cm alleine fahren dürfen.
Leider ist es nicht nur sehr kalt, sondern auch zu windig. Und so verpassen wir die Chance, in einen Fesselballon zu steigen und das Gelände und die Landschaft von oben zu betrachten. Aber vielleicht kommen wir einfach – dann mit Sven im Gepäck – wieder? Dann ist die Große auch im richtigen Alter für die spannendsten Attraktionen. Denn sinnvoll ist es, wenn man zumindest 120 cm groß ist. Das perfekte Alter der Kinder ist meiner Einschätzung nach 6 bis 10 Jahre. Viele Attraktionen, die sich in Gebäuden befinden, erfordern die Kenntnis der französischen Sprache. Oder das Kind sollte die deutschen Untertitel lesen können.
Auf dem Rückweg bewundern wir noch die alte Mine Rodolpho, die mich magisch anzieht. Einer dieser spannenden „Lost Places“, die ich gern bei einem nächsten Besuch erkunden möchte.
Kurz vor dem Schlafen gehen erschrecken wir. Vor unserem Häuschen steht eine Kuh! Ja, das ist wohl dieses Landleben! :-)
Sonntag: Wir kommen wieder!
Ich bin erstaunt, wie gut ich eine Reise mit zwei Mädchen doch organisiert bekomme. Vor allem ist es ja keine „normale“ Reise, sondern eine „Pressereise“, bei der ich immer auf der Suche nach schönen Motiven bin und der Gedanke an einen Artikel im Hinterkopf mitläuft. Bei der der ein oder andere Partner uns treffen und kennen lernen möchte. Dennoch fällt mir nicht nur einmal eine der vielen alleinerziehenden Mütter aus meiner Timeline auf Twitter ein. Ich lese recht häufig Artikel über den Alltag von Müttern, die entweder ganz allein erziehen oder auch getrennt erziehen. Und ich spüre nur im Ansatz, was das in der Praxis wohl heißen mag. Ich, die ich aus dem Urlaub Nachrichten nach Hause schicken kann. Mit dem Wissen im Hinterkopf: Zuhause darf ich mich nach der Ankunft aufs Sofa legen und nichts tun. Ich habe so großen Respekt.
Mit einem letzten Blick auf die wunderschönen Fachwerkhäuschen machen wir uns zum letzten französischen Frühstück auf.
Ich gönne mir gleich mehrere heiße Cafés bei der Eiseskälte und genieße den regionalen Käse mit Baguette. Das große Mädchen würde sich wohl am liebsten in die Schale mit Schokocroissants legen und darin baden. Und das kleine Mädchen verschläft ganz unkompliziert wie bei fast jedem Restaurant-Besuch die Mahlzeit in der Trage vor mir.
Mit einem sehnsüchtigen „Tschüß, Urlaub!“ verabschiedet sich das große Mädchen und rekapituliert auf dem Heimweg durch den Sturm „Herwart“ im Auto noch die gelernten französischen Brocken. „Un, deux, trois, quatre…“, „au revoir!“, „glace“, „fraise“, „merci“, „salut“, „bonjour“. Wir kommen wieder, Elsass. Es gibt bei Dir so viele weitere schöne Ecken zu entdecken.
Wir danken der Wirtschafts- und Tourismusförderung Elsass für die Einladung zu dieser Reise.
Mehr Artikel aus der Reihe „Wochenende in Bildern“ findet Ihr wie immer bei Susanne von „Geborgen wachsen“.
Zum Ècomusée d’Alsace findet Ihr einen schönen Artikel bei Stefanie von Family Escapes. Auch zum Park des kleinen Prinzen hat Stefanie ihre Erfahrungen aufgeschrieben.
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