Nur einen Katzensprung nördlich vom Stuttgarter Großraum entfernt schlängelt sich die Enz vom Schwarzwald bis hin zum Neckar. Zu Beginn im Oberlauf noch recht wild und eher für Wildwasserkanuten attraktiv. Weiter flussabwärts dann auch für Familien mit kleinen Kindern und Schönwettersportler geeignet. Bereits im letzten Jahr warfen wir im Rahmen unserer Enztalradtour von Besigheim bis Mühlacker sehnsüchtige Blicke auf die Canadier neben uns. Und während dieser 2 Tage reifte in uns der Wunsch: Das möchten wir als Familie auch erleben.

Auf der Enz: Im Kanu als Familie unterwegs
Die perfekte Strecke für Einsteiger
Da unser Mädchen zum ersten Mal selbst mit einem kleinen Kinderpaddel ausgestattet war, wählten wir eine vergleichsweise kurze Strecke. Start: Enzweihingen. Ziel: Oberriexingen. Eine Entfernung von gerade einmal einer Stunde. Problemlos möglich gewesen wäre eine Weiterfahrt bis nach Bietigheim-Bissingen. Aber wer ein 3-jähriges Zappelmädchen mit an Bord hat, möchte hier keine Grenzen testen. Als Familientagesstrecke empfiehlt der Kanuverleih Hertner hier Vaihingen bis Bietigheim-Bissingen. Der Einstieg Enzweihingen ist für Familien mit kleinen Kindern optimal. Die Enz fließt ruhig. Das Wasser ist verhältnismäßig niedrig. Und das Besteigen des Kanus ist durch die Holzplattform leicht möglich.


Auf der Enz: Im Kanu als Familie unterwegs
Sonne, Vögel, leises Plätschern
Und so machte es uns die Enz leicht, schnell Vertrauen zum Wasser zu fassen. Die Sonne ließ das fast glatte Nass glitzern. An der Uferböschung hängten Bäume ihre Äste tief über die Oberfläche. Besuch einer kleinen Schwanenfamilie. Ein sich sonnender Graureiher auf einem aus der Enz ragenden Holzstück. leises Plätschern. Und immer wieder forderte uns unser kleines Mädchen auf, die vorbei schwimmenden Blätter zu fischen. Regelmäßig beschloss unsere Tochter, dass es wieder Zeit sei, mit dem kleinen eigenen Paddel die Wassertiefe zu testen. Und ebenso regelmäßig erwartete ich dabei, dieses in den nächsten Sekunden an mir vorbei treiben zu sehen. Was erfreulicherweise nur einmal geschah. Mit einer schnellen Handbewegung hatte ich es allerdings gleich gerettet.
Auf der Enz: Im Kanu als Familie unterwegs
kleinere Stromschnellen überwinden
Nach der Gewöhnungsphase folgten die ersten kleineren Abenteuer. Das Wasser vor uns kräuselte sich weiß. Der Geräuschpegel stieg. Und auch der elterliche Herzschlag begann Tempo aufzunehmen. Einmal ist das erste Mal. Und für eine Stromschnelle mit Nichtschwimmerkind gibt es keine Generalprobe. Strecke gut ausgewählt mit nicht einmal einem Meter Wassertiefe. Vater, Mutter, Kind mit Schwimmwesten ausgestattet. Also hinein ins Vergnügen. Vorab hatten wir im Boot unser Töchterchen schon gut vorbereitet. Und auch jetzt noch weiß sie: Wenn das Wasser vorne weiß wird, dann muss man machen, was Mama und Papa sagen. Und das heißt: Kinderpaddel ins Boot, in der Mitte ruhig sitzen und am Kanu festhalten. Was soll ich sagen: Mit Bravour gemeistert, junge Dame! Ich bin stolz auf das kleine Mädchen und dankbar, solche Familienmomente erleben zu dürfen. „Da wird Dein Herz warm und hüpft, oder, Mama?“ Richtig, wir verstehen uns!

Auf der Enz: Im Kanu als Familie unterwegs
Kanu- und Personentransport leicht gemacht
Sollte man nicht selbst Besitzer eines Kanus sein, so bietet der Kanuverleih Hertner mit Sitz in Bietigheim-Bissingen den Transport des Kanus zur Einstiegstelle und die Abholung am Ausstiegsort an. Achtung: Aufgrund der Beförderungsbedingungen ist ein Personentransport nicht möglich. Allerdings ist der Rückweg mit dem öffentlichen Bus ohnehin sehr leicht. Man sollte nur die Abfahrtszeiten vorher recherchieren, da der Bus an Sonntagen beispielsweise nur stündlich fährt. Aber auch die Selbstabholung der Boote ist möglich.



Auf der Enz: Im Kanu als Familie unterwegs
Die ökologische Besenwirtschaft „Weingut Kelterhof“ als nachhaltiger Einkehrtipp
Wer sich in der Natur bewegt, bekommt häufig einen Bärenhunger. So ergeht es zumindest mir persönlich. Deshalb haben wir uns in weiser Voraussicht bereits bei der Planung des Tages nach möglichst nachhaltigen und regional typischen Einkehrmöglichkeiten umgesehen. Das „Weingut Kelterhof“ in Oberderdingen können wir voller Überzeugung empfehlen. Leider liegt es einige Kilometer entfernt von der Enz. Das schmälert den Nachhaltigkeitsaspekt etwas. Aber die Quadratur des Kreises ist…ihr wisst schon. Dennoch: Herzliche Inhaber. Urige und heimelige Atmosphäre. Ökologisch angebauter Wein. Nachhaltige Speisen. Und so lecker, dass ich allein beim Betrachten der Bilder wieder Lust auf einen erneuten Besuch bekomme. ich wählte aus der Speisekarte Spargel mit gutem ehrlichen Schnitzel vom schwäbisch hällischen Landschwein. In Baden-Württemberg ist diese Schweinerasse ein feststehender Begriff für besonders gute Qualität, artgerechte Tierhaltung und Fütterung und regionale Küche. Sven bestellte eine Spezialität des Kelterhofs: Die Valkenier-Pfanne. Rindersteak, Maultasche, Spätzel, Kraut und ein recht großer Beilagensalat. Und für das Kind: Ein Räuberteller, um sich das Allerbeste vom Besten zu stibitzen. Vor allem Spätzle, Schnitzel und „knackige Gurken“.


Ich bin dankbar für die Möglichkeit, als Reisebloggerin unterwegs zu sein. Natürlich. Wir werden häufig durch die Zusammenarbeit mit Tourismusverbänden und Hotels zu Recherchereisen eingeladen. Das weiß ich jedes Mal aufs Neue sehr zu schätzen. Welchen Aspekt ich allerdings noch mehr und von Herzen würdige: Wir kommen häufig recht nah an Menschen und ihr Leben heran. Es gibt einen Moment, der mir von diesem Tag besonders in Erinnerung bleiben wird. Wir stehen mit dem Inhaber des Weinguts, Herrn Scheufele, oben auf seinem Weinberg. Er zeigt uns die Unterschiede von konventionellem zu nachhaltigem Weinanbau. Er erzählt von seinen bis zu 12-stündigen Arbeitstagen. Wirkt dabei sehr in sich ruhend und zufrieden. Gemeinsam genießen wir den Ausblick sowohl Richtung Heidelberg, als auch gen Schwarzwaldhöhen und die waldigen Hügel der Region Stromberg. Und ich denke wieder an unser Motto: „Mach die Heimat zu deinem Urlaubsziel“!


Auf der Enz: Im Kanu als Familie unterwegs
Das Kloster Maulbronn als kultureller Zwischenstopp auf dem Rückweg Richtung Stuttgart
Recht erschöpft und erfüllt von einem Tag mit Natur, Begegnungen und Familiengefühl machten wir uns auf den Heimweg Richtung Ludwigsburg, beziehungsweise Stuttgart. Nicht ohne unterwegs dem Kloster Maulbronn einen Besuch abzustatten. Nicht erst seit meinem Roadtrip mit Mercedes Benz und dem Tourismusverband Baden-Württemberg im Rahmen der Kampagne #placetoBW liebe ich diesen Ort. Seit ich in der Stuttgarter Region Wurzeln geschlagen habe, zieht es mich immer wieder hierher. Bei Regen eher in eines der Restaurants oder das Innere des Klosters und den Klosterladen. Bei Sonnenschein tummeln wir uns auf dem riesigen Vorplatz, stromern durch die Gassen und schlendern zum See mit Kiosk, Badestelle und Tretbooten. Als UNESCO-Weltkulturerbe und Hermann-Hesse-Pilgerstätte sollte man das Kloster Maulbronn auf keinen Fall verpassen.TIPP: Regelmäßig finden hier kleine Märkte wie der Kräutermarkt statt. Es werden Workshops beispielsweise im Korbflechten für Kinder angeboten. Und hoffentlich erlebe ich auch einmal eines der Klosterkonzerte. Langweilig wird es hier niemals.
Alles in allem ein wundervoller Familientag, den ich in genau diesem Ablauf auch Euch empfehlen kann!

Ich danke dem Tourismusverband Kraichgau-Stromberg für die Einladung zu dieser Recherchereise. Mehr über die Region findet Ihr auf der Homepage.