Reise nach Kuba: Gastmahl beim König inmitten der Revolution

Reise nach Kuba

Wer eine Reise nach Kuba plant, wird sich Santa Clara, dem revolutionären Zentrum im Herzen Kubas, kaum entziehen können. Nicht zuletzt, weil die wichtigste, schnellste (und einzige?) Autobahn der Insel geradewegs von Havanna hierher führt. Wenn man sieht, wie freigiebig die siegreichen Arbeiter- und Bauernschaften des vergangenen Jahrhunderts ihre Helden und Denker gefeiert haben, so verwundert es eigentlich, dass Santa Clara bis heute seinen zweifelsfrei schönen Namen behalten durfte.

Che Guevara und Kuba: Politik bei der Reise nach Kuba

Denn während Karl-Marx, Lenin, Stalin oder auch Hoh Chi Minh (letzterer gegen seinen Willen!) großen Städten ihren Namen verleihen durften, ging Ernesto „Che“ Guevara in Kuba leer aus. Auch wenn inoffiziell Santa Clara natürlich längst die Stadt des „Che“ ist! Und das nicht erst, seitdem 1997 seine Gebeine von Bolivien aus hierher überführt wurden.

Schließlich sang der kubanische Komponist Carlos Puebla schon 1965 in seiner legendären Revolutionshymne „Hasta Siempre Comandante“ für „Che“: „Tu mano gloriosa y fuerte / sobre la historia dispara / cuando todo Santa Clara / se despierta para verte (Deine ruhmreiche und starke Hand / feuert auf die Geschichte / wenn ganz Santa Clara / aufwacht, um Dich zu sehen.).“

Spätestens seit 1997 aber gleicht die Verehrung des Comandante in Santa Clara der mancher Heiliger an ihren jeweiligen Wallfahrtsorten. Aus historischer Sicht nicht ganz zu unrecht, hat der „Che“ doch hier sein größtes Wunder gewirkt, ohne dass der Sieg der Revolution auf Kuba kaum möglich gewesen wäre.

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Revolution in Kuba

Mit gerade mal 150 ausgemergelten Revolucionarios überrannte der Comandante in Santa Clara am 29. Dezember 1958 die Truppen von Diktator Batista und öffnete den Guerillas so den Weg nach Havanna. Drei Tage später saß Batista in der Economy-Klasse nach Miami und dürfte seitdem Santa Clara verflucht haben. Möglich wurde das alles durch eine gute Idee und einen Bulldozer. Mit dem hatte der „Che“ die Zugschienen nach Santa Clara kappen lassen, weshalb ein gepanzerter Zug mit Waffen für Batistas Truppen nicht in der Stadt, sondern in den Händen der Guerillas landete, die damit den Soldaten den Garaus machten. Der heldenhaft auf einem Betonsockel thronende Bulldozer ist heute, umgeben von den originalen Panzerwaggons des „Tren Blindado“ (gepanzerten Zuges), eine der Hauptattraktionen der Stadt und „Monumento Nacional“.

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Schlendern durch die Hauptstadt Kubas

Es lohnt sich, auf der Reise nach Kuba die mit guten Gehwegen versehene Hauptverkehrsstraße in Richtung Norden ein Viertelstündchen weiterzulaufen, um der Parteizentrale der Partido Comunista de Cuba einen Besuch abzustatten, die vor allem durch eine mit hanebüchenen Allegorien verzierte Bronzestatue des „Che“ glänzt.

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Die allerdings ist gar nichts gegen das 6,80 Meter hohe Monument des Comandante, das vom Dach des Mausoleums des „Che“ und seiner Getreuen wagemutig auf den epochalen, von Zitaten und Fahnen gesäumten Versammlungsplatz und die Stadt hinabschaut. Hier geht die Heldenverehrung so weit, dass die sonst den Touristen-Dollars wenig abgeneigte Regierung von den rund 200.000 internationalen Besuchern im Jahr für das Mausoleum und das sehr sehenswerte Museum keinen Eintritt zu verlangen wagt. Man sollte sich aber nicht zu früh freuen. Denn man wird sehr schnell darauf hingewiesen, dass eine „freiwillige“ Spende unbedingt zu entrichten ist.

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Wer auch den Weg zum Mausoleum vom Zentrum aus zu Fuß (eine gemütliche halbe Stunde in genau die entgegen gesetzte Richtung des „Tren Blindado“) zurücklegt, kommt unterwegs an einer Mauer vorbei, auf der zeitgenössische kubanische Karikaturisten ihre hohe Meinung von den USA in sehr ansprechenden Malereien festgehalten haben. Unbedingt sehenswert! Die Innenstadt von Santa Clara selbst ist nicht ganz so reizend wie die mancher Freilicht-Kolonialmuseen Zentralkubas wie Trinidad oder Sanctu Spiritu. Dafür herrscht auf dem zentralen „Parque Vidal“ aber ein quirliges Studenten-Nachtleben, das sich von der Dach-Bar des mit revolutionären Einschusslöchern übersäten „Hotel Santa Clara Libre“ von weit oben betrachten lässt.

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Reise nach Kuba: Mit Kindern attraktiv?

Bei Kindern besonders beliebt sind die von bärtigen Ziegenböcken gezogenen Miniplanwagen, die mit bunten Lichtern und kubanischer Musik Tag und Nacht den Nachwuchs um den Platz kutschieren. Überhaupt ist Kuba mit kleinen Kindern aus unserer Sicht problemlos zu bereisen. Auch wenn bei ihnen die meist sehr touristischen Strände wahrscheinlich höher im Kurs stehen als die für uns mindestens genau so spannenden Städte. Santa Clara jedenfalls entwickelt bei Cuba-Libre und karibischer Livemusik gerade am Abend einen kubanisch-melancholischen Charme.

Wer nachhaltig als Familie nach Kuba reisen möchte, kann dies unkompliziert über den Reiseveranstalter Fairaway realisieren.

Was uns übrigens am meisten überrascht hat, ist, dass diese Stadt der Revolutionshelden touristisch gesehen heute von einem König regiert wird. Der heißt Angel und residiert in einem der vielen Casa Particulares (die schönste und günstigste Art, bei Rundreisen auf Kuba zu nächtigen), die nach unserer Auffassung ebenfalls Konlonialmuseen sein könnten.

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Der König von Kuba

Angels Königsgewand ist ein abgetragener, lilafarbener Niki-Trainingsanzug, unter dem er so gerade seinen Kapitalistenbauch verstecken kann. Von seinem durchgewetzten Thron aus dirigiert er in fließendem Englisch, Französisch, Italienisch und natürlich Spanisch über zwei Telefone gleichzeitig sämtliche Neuankömmlinge der Stadt in verschiedene „Casas“, wenn seine beiden Zimmer bereits vergeben sind. Sein Versprechen: „I will find a great place for you“, hat er voll und ganz eingelöst. Wir hatten bei der Reise nach Kuba ein Schlafzimmer mit fünf Meter hohen Decken und Marmorsäulen, ein eigenes Vorzimmer mit Balkon und tollem Blick über die Stadt, ein traumhaft-antikes Badezimmer und wundervolle Vermieter direkt im Zentrum der Stadt.

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Essen beim König von Kuba

Zum Essen hat uns Angel bei der Reise nach Kuba trotzdem bei sich überredet. In seinem Atrium hat er unter Palmen die größten Langusten aufgetischt, die wir je gesehen haben, dazu frische Crevetten in Tomatensauce. Ein Gedicht! Als wir Carlos, unseren Vermieter, gefragt haben, ob das für ihn ok sei, dass wir nicht bei ihm essen würden, sagte er zu uns: „Wenn wir Angel nicht hätten, könnten wir unser Casa dicht machen! Er sorgt dafür, dass wir Gäste bekommen. Wenn wir ein Problem mit der Regierung haben, rufen wir Angel an, er kümmert sich darum. Wenn im Haus etwas kaputt ist, kommt er im Zweifel persönlich vorbei und hilft uns. Dabei lächelt er immer, obwohl er wahnsinnig viel zu tun hat. Dank Angel sind wir eine große Familie. Für uns ist er der König des Tourismus von Santa Clara!“ Wir sind uns sicher: Sollte sich Kuba weiter wirtschaftlich öffnen, wird Angel einer der ersten Millionäre des Landes sein. Und wir sind uns genau so sicher: Er hat es verdient!

„Der König von Santa Clara“: Hostal Florida Center, Calle Maestra Nicolasa No. 56

Wohnen im Kolonialpalast: Casa “Carlos y Belkis”, Independencia 104, Tel. Santa Clara 229838

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