Rothenacker Wald: Zwischen urigem Bannwald und Enzgeplätscher

Rothenacker Wald

Während des Homeschoolings im März zog es uns regelmäßig magisch in den uns nahegelegenen Rothenacker Wald zwischen Markgröningen, Tamm und Bietigheim-Bissingen. Einmal am Tag raus. Möglichst mit kleinen abenteuerlichen Zwischenstationen. Das gab und gibt uns immer noch Kraft und tut der Seele gut. Heute für Euch eine meiner persönlichen Lieblingsstrecken im Rothenacker Wald.

Länge und Dauer der Strecke

Je nach Erkundungen entlang des Weges 4-6 Kilometer in 1-2,5 Stunden. Ich beschreibe Euch ein Teilstück des Wanderwegs 6 des schwäbischen Albvereins Markgröningen im Rothenacker Wald. Dieser beträgt in seiner Gesamtlänge 9 Kilometer. Die offizielle Dauer beträgt hier 2,5 Stunden. Wir starten nördlich und kürzen nach der Hälfte der Strecke ab. Mit Kindern und Pausen kann dieses Teilstück gut und gern ebenfalls 2,5 Stunden dauern.

Das solltet Ihr in den Rothenacker Wald mitnehmen

Trekkingschuhe, Tüte zum Sammeln von Kräutern, Picknick, Kamera, Sitzunterlage, Sonnenschutz

Geeignet für

Kinder ab 5 Jahren. Vor allem bei regnerischem Wetter ist für einen Aufstieg und einen Abstieg Trittfestigkeit gefordert. Wandererprobte kleinere Kinder ab 3 Jahren meistern aber auch dieses Strecken im Rothenacker Wald gut. Ansonsten für noch kleinere Knirpse: Kraxe mitnehmen. Im Erwachsenentempo dauern die „Nadelöhrstellen“ jeweils ungefähr 5 Minuten.

Tourbeschreibung

Auf den Höhen über die Lichtung

Links Lichtung, rechts Bannwald

Unsere Tour startet am Schellenhof Bietigheim-Bissingen inmitten von Vogelgesang und Waldluft am Rande des Rothenacker Waldes und folgt meist bis auf eine Abkürzung dem Schild „6“. Direkt gegenüber des Parkplatzes steigen wir einen schmalen Trampelpfad entlang der Lichtung auf. Im Frühling unter einem Dach aus Kirschblüten. Kurz bevor wir in den Wald einbiegen, breitet sich rechts entlang der Lichtung ein Feld aus Knoblauchsrauken aus. Die jungen oberen Triebe eignen sich wunderbar für Kräuterbutter, am besten gleich zwei Hände voll sammeln.

Rechts und links des Weges: Von März bis Mai Knoblauchsrauke ernten
Nur die oberen jungen Blättchen sind richtig lecker

Aktivtipp: Knoblauchsraukenbutter

Zutaten:

250g Butter
zwei Hände junger Knoblauchsraukentriebe
Salz
Pfeffer
Optional: Bärlauch, junge Brennesseltriebe, Giersch, Chilli, geröstetes Paprikapulver, Gundermann

Die Kräuter kleinhacken. Gemeinsam mit den anderen Zutaten in einer Schüssel vermengen. Die Knoblauchsraukenbutter hält sich einige Tage im Kühlschrank oder tiefgefroren beispielsweise in Eiswürfelbehältern portioniert länger. Schmeckt fantastisch zum Grillen, auf Baguette, zu Pellkartoffeln mit Quark. Je nach Geschmack und Jahreszeit lässt sich die Kräuterbutter variieren.

In die Tiefen des Bannwaldes

Dann tauchen wir in den Bannwald ein. Der Wald bietet Lebensraum und Zuflucht für Schleiereule, Spechtarten und Waldkauz und entwickelt sich ganz langsam zum Urwald. Einst floss die Enz, die sich rechts von uns tief ins Tal gegraben hat, auf dieser Höhe. An manchen Stellen finden sich Stellen mit Resten von Flussschotter. Der Weg mäandert auf weichen Waldwegen leicht auf und ab. Im Unterholz entlang unseres Weges finden wir immer wieder umgestürzte dicke Bäume oder Astgewirr. Mit saftigem grünen Moos überwuchert. Von Aufsitzerpflanzen belagert. Diese faszinierenden „Naturkunstwerke“ eignen sich wunderbar als Ort für eine Fotosafari (Bitte nur vom Weg aus!). Wer knipst verzauberte Hexen oder liegende Riesen?

Bärlauch im Bannwald

Weite Aussicht auf der Höhe

Nach und nach wird der Wald lichter und gibt den Blick frei aufs Tal. Am Horizont können wir die Höhen des Naturschutzgebietes Stromberg-Heuchelberg erahnen. Wir streifen einige kleinere und größere Gärten und können sogar schon unten ganz tief die Enz entdecken.

Einen tollen Picknickplatz mit grandioser Aussicht finden wir dann am „Enzblick“ mit drei Bänken. Nicht verpassen, denn es führt nur ein kleiner Weg ab von unserer Route. Also immer den Blick rechts gen Tal richten. Achtung! Hier geht es ganz schön steil runter. Kleinere Kinder also besser nicht allein rumtollen lassen.

Aktivtipp: Zu den alten Weinhängen und versteckten Holzverstecken

Gleich nach dem Enzblick führt unsere Abkürzung an der Tafel mit botanischen Erläuterungen hinter der rot-weißen Abgrenzung steil hinab.

Wer aber Lust auf eine kleine Extratour hat, geht geradeaus weiter. Rechts am Hang säumen alte Steinmauern und Weinhänge den Weg. Der Blick aufs Tal ist wunderschön. Und noch ein Stückchen weiter im Wald können Kinder wunderbar verstecken spielen in aus Ästen gebauten Holzhütten (oder selbst welche kreieren). Wer diese Extratour gewählt hat, geht dann den gleichen Weg wieder zurück.

Hinab ins Leudelsbach- und Enztal

Über einen felsigen schmalen Weg geht es hinab ins Tal. Die Luft wird merklich feuchter. Das Gluckern des Leudelsbaches hören wir neben dem Weg. An der Talsohle angekommen biegen wir rechts ab. Immer entlang des Leudelsbaches. Augen auf: Hier wachsen Gundermann oder auch Brennnesseln für die Knoblauchsraukenbutter. Wer es süß mag, zupft entlang des Weges jegliche Arten der Taubnesselblüten (weiß, gold, rosa) und lutscht den honigartigen Nektar unterwegs.

Gelbe Taubnessel: Süße Blüten zwischen April und Oktober. Auch Blätter, Wurzeln und Samen sind essbar.

An einer kleinen Holzhütte mündet der winzige gluckernde Leudelsbach in die breitere und meist ruhig fließende Enz.

Aktivtipp: Kanutour

Diese Stelle eignet sich gut für entspannte Touren mit dem Kanu. Bei den Zugvögeln in der Nähe kann man unkompliziert verschiedenste Bootsarten ausleihen.

Direkt am Wasser zum Flösserweg

Immer an der ruhig fließenden Enz entlang

Wir folgen der Enz mal direkt am Ufer, mal etwas erhöht immer Richtung Bietigheim-Bissingen. Hier am Wasser sind meist mehr Menschen unterwegs als oben im Bannwald. Spaziergänger, Jogger, Familien, sogar einige Mountainbiker.

Die Enz teilt sich in einen natürlichen Teil und einen kleinen Kanal. Früher wurde dieser Kanal zum einfacheren Transport von Holz auf dem Wasser flussabwärts genutzt. Heutzutage beginnt an dieser Stelle der Flösserweg. Direkt am Beginn dieses Weges breitet sich eine romantische Landzunge in die Enz aus. Der Blick von dieser Landzunge aufs Wasser strahlt unglaubliche Ruhe aus und eignet sich für eine kleinere weitere Pause.

Der Weg auf die Landzunge. Hier teilt sich die Enz und der Flösserweg beginnt.

Aktivtipp: Vom Flösserweg Richtung Bissingen

Wer Lust auf weitere Entdeckungen hat, folgt dem Flösserweg Richtung Bissingen und dann Bietigheim. Spielplätze und eine Halfpipe sowie gleich zwei Schwimmbäder bieten auf diesem Teilstück Abwechslung für Familien.

Steil hinauf zum Schellenhof

Von der Landzunge aus wählen wir den Weg steil hinauf durch den Wald. Nach kurzer Zeit kommen wir am Schellenhof, unserem Ausgangspunkt, wieder an.

Extratipp: Pausenplätzchen

Neben dem angesprochenen Enzblick und der kleinen Landzunge direkt an der Enz für ein gemütliches Picknick eignen zwei zwei Ausflugslokale zur eine leckere Einkehr.

Zum einen ist das der Schellenhof am Start- und Zielpunkt unserer Wanderung. Das Restaurant mit Gaststube und Gartenterrasse ist bekannt für seine Wildspezialiäten und die bodenständige schwäbische Küche. Der Schellenhof bietet auch Platz für Familienfeiern.

Der Schellenhof im Frühjahrs-Shutdown. Ziemlich einsam.

Am anderen Ende des Rothenacker Waldes befindet sich das ehemalige Naturfreundehaus, der Biergarten Flohberghaus. Das Flohberghaus bietet schwäbische und bayrische Küche, Frühschoppen und entspannte Stimmung. Wer das Flohberghaus ansteuern möchte, wählt hinter dem Enzblick nicht die steile Abkürzung ins Tal. Einfach weiter dem Höhenweg entlang der Hangkante folgen. Das Flohberghaus ist ausgeschildert.

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