Vor kurzem wurde ich für eine Zeitschrift zum Thema „Nachhaltiges Reisen als Familie“ interviewt. Dabei kam das Gespräch auf Beispielartikel auf meinem Blog zu diesem Thema. Und mir fiel auf: Meine Reihe „Nachhaltig Reisen als Familie – Tipps“ habe ich mal direkt nach dem dritten Artikel eingestellt. Tststs…Ein guter Anlass, diese Serie fortzusetzen. Das Titelbild zeigt übrigens alle unsere Souvenirs unserer Umbrienreise. Wein und Olivenöl von einem biologisch wirtschaftenden Hof aus einem Nebenort. Seife auf Basis von Olivenöl von einem Nachbarn unserer Gastgeber. Wurst vom örtlichen Markt. Honig ebenfalls vom Nachbarn. Die von den Bienen angeflogene Blume ist vom Aussterben bedroht und wird so unterstützt. Der Rest – Nudeln, Kekse, Cracker und Schokoloade – ganz schnöde aus dem Supermarkt :-D
Nachhaltig Reisen als Familie – TIPP 1: Heimat als Urlaubsziel
Nachhaltig Reisen als Familie – TIPP 2: Nachhaltige Urlaubsaktivitäten
Regionale Produkte vor Ort
Transportkosten minimieren
Während unserer letzten Urlaubsreise nach Südtirol ins traumhafte Val de Fiemme stolperten wir über den dortigen Zusammenschluss der „0-Kilometer-Produkte“. Von Familienunternehmen vor Ort werden Produkte wie Kaminwurzen, Honig, Käse, Naturkosmetik, Fleimstaler Bier hergestellt und direkt in lokalen Läden an die Kundschaft verkauft. So findet die Produktion, die Verpackung und der Vertrieb in allernächster Nähe zueinander statt. Genau so, wie es bis zu unserem Verständnis einer globalisierten Welt gang und gäbe war. Wer die Augen offen hält, findet an fast allen Urlaubsorten derartige Strukturen und Läden. Meiner Beobachtung nach verstärkt sich diese Entwicklung. Dem schon länger anhaltenden „Öko-Trend der zweiten Generation“ sei Dank.
Ich bin grundsätzlich eine ziemlich selbstkritische Frau. Das ist prinzipiell nichts Schlechtes und stellt immer eine gute Anregung zum Wachsen und Lernen dar. Dennoch frage ich mich hier aber zwangsläufig: Durchbricht der Transport dieser Waren in unsere Küche zuhause nicht das Prinzip? Da ist wohl etwas Wahres dran, lässt mich aber auch mit wachen Augen durch unser Dorf gehen. Wo finde ich in unserer Gemeinde denn lokale Produkte, die mir bisher noch nicht aufgefallen sind? Wo kann ich zuhause dieser Maxime folgen?
Regionale Produkte vor Ort
Die lokale Wirtschaft unterstützen
Je nach Reiseland ist bekannt, dass die teilweise recht arme Bevölkerung vor Ort wenig vom Tourismus profitiert. Abgeschlossene Hotelanlagen stellen eine Trutzburg dar, in der Inhaber und reiche Klasse profitieren. Der Gegensatz zur ländlichen Bevölkerung ist stark. Viele Initiativen sind – meist von außen – gegründet wurden, um ein Gleichgewicht zu unterstützen. Ich denke an „Freunde von Niamey“. Ein Unterstützungsprojekt des Mühlheimer Verbandes, in dem wir bis vor einigen Jahren engagiert waren. An den Verein „Müllstadtkinder Kairo“, vom „Patenopa“ (nennt man das so? ;-)) unseres Reisemäuschens mit gegründet. Wenn wir vor Ort also die Herstellung regionaler, individueller Produkte unterstützen, indem wir (fair bezahlte) diese von der heimischen Bevölkerung kaufen, ist das ein ganz guter Beitrag. Noch besser ist es, den Aufbau guter Bildung vor Ort zu unterstützen. So wie es im zweiten Verein der Fall ist.
Regionale Produkte vor Ort
Traditionen vor Ort stärken
Hier ist es für Reisende oft ganz schön schwer, ein klares Bild zu entwickeln. Ist es sinnvoll, im „Golden Triangle“ zu wandern und zur Unterstützung bei den Opiumbauern zu übernachten? Natürlich, sie erhalten von mir Geld dafür. Aber mein persönlicher Eindruck war: Ich verstärke die Opiumabhängigkeit der Männer und das Mann-Frau-Gefälle als „Tradition“ dort. Schmerzhaft war es für mich, mit ansehen zu müssen, wie die Frau Feld, Kinder, Haushalt unter einen Hut bringt. Und der Mann gleichzeitig dem Rausch erliegt. Kein schöner Anblick. Und absolut keine „Tradition“, die ich unterstützen mag. Ebenso unklar war mir oft, inwiefern Traditionen rein für Touristen aufrecht erhalten werden und überhaupt dem Ursprung entsprechen. Egal, ob es sich um Kulinarisches, Töpferprodukte, Kleidung oder sonstige Waren handelt. Nichts desto trotz: Lieber einmal ein „touristisches“ Produkt erworben haben als niemals eines, das die Tradition vor Ort stärkt. Richtig?
Regionale Produkte vor Ort
Das Reiseziel von innen erleben
Einen ganzen Sommer lang habe ich als Studentin auf dem Untermühlbachhof der Wälder GBR im Südschwarzwald Käse geschmiert, Rüben gehakt, Fenster gestrichen, auf dem Markt verkauft. Ich habe den Produktionsablauf eines biologisch wirtschaftenden Hofes von innen kennen gelernt. Mich mit den Produkten auseinander gesetzt. Und so eigentlich ein typisches deutsches Reiseziel – einen richtig urigen Schwarzwaldhof im Nirgendwo – von innen kennen gelernt. So ein intensives Reiseerlebnis ist natürlich nicht immer möglich. Und nicht jeder empfindet das als „Urlaub“. Vor allem dann nicht, wenn der Erholungsbedarf mit kleinen Kindern immens steigt. Nichts desto trotz. Ein regionales Produkt wie Käse vor Ort zu kaufen. Die Kühe im angrenzenden Stall besuchen zu dürfen. Und die Landschaft zu erleben, von der sich diese Tiere ernähren. Das gibt definitiv einen tiefen Eindruck des Reiseziels wieder. Ich kann übrigens den Hofladen des ebenfalls zur Wälder GBR gehörenden Mathislehofs in Hinterzarten wärmstens empfehlen. Am besten in Verbindung mit einem Spaziergang zum nahegelegenen Mathisleweiher. Immer den Gipfel des Feldbergs im Blick! Womit wir wieder bei TIPP 1: Heimat als Urlaubsziel wären…
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