Authentisch reisen als Familie – Was heißt das?

Authentisch reisen Familie

„Authentisch reisen als Familie“. Das nehmen wir uns mit unserer Tochter immer wieder als Leitlinie, wenn wir Urlaubsreisen planen. Im Grunde genommen heißt das: Den Ort, den wir zusammen erleben, so zu verstehen, wie er ist. Unser Reiseziel ist nicht für uns als Touristen gestaltet worden. Wir als Reisende streben ja zu dem Ziel hin, um es zu erforschen, wie es ist. Das ist allgemein gesprochen. Deshalb im Folgenden anhand vier konkreter Beispiele für Euch genauer erklärt.

Authentisch reisen Familie
Durch die Natur im dünn besiedelten Wendland

Authentisch reisen als Familie

  1. Natur erleben

Ja, auch wir sind interessiert an anderen Städten. Wir staunen über die Jugendstilarchitektur in Riga. Lassen uns begeistern von der lebendigen Innenstadt Kopenhagens. Überwältigen vom Blick auf Sydney. Nichts desto trotz lässt sich ein Land auch ganz wunderbar in der ursprünglichen Natur begreifen. Da, wo nicht Parks auf dem Reißbrett entstanden sind. Wo die Natur (fast) schalten und walten kann, wie sie möchte. Dadurch erkennen wir die Charakteristik dieses Teils eines Landes oder einer Region. Im Wendland haben wir von Bibern abgeknabberte Hölzer an der weiten Elbtalaue gesammelt. Ein aus Biberhölzchen selbst gefertigtes Mobilé verschönert inzwischen unser Fenster im Treppenaufgang. Eine schöne Erinnerung an die authentische Natur des hohen deutschen Nordens. Und unser kleines Mädchen hat inzwischen sehr wohl einen geschärften Blick für die Umgebung bekommen. Unsere Tochter weist mich immer wieder auf Entdeckungen (Hummeln, Blindschleichen…) hin und immer wieder kommt dieser fragende Blick, wenn sie neue Pflanzen erkundet: „Kann man das essen?“

Authentisch reisen als Familie

2. Menschen erleben

Menschen in ihrer persönlichen Umgebung erleben. Zeit mit ihnen dort verbringen dürfen. Alltag mit ihnen leben. Das empfinden wir als authentisch. Auch wir genießen den Luxus von Hotels. Einfach nach einem erlebnisreichen Tag erschöpft im Zimmer aufs vom Servicepersonal aufgeschlagene Bett sinken. Room Service nutzen. Schweigen dürfen. Aber es sind solche Momente wie in Riga in unserer Couchsurfingübernachtung. Wir kochen zusammen. Feiern abends zusammen mit anderen Couchsurfinggästen und unserer lettischen Gastfamilie. Ein Gefühl, als seien wir für den Moment Teil dieser Nation und als seien wir nicht durch Grenzen voneinander getrennt. Gänsehaut! Wir sehen inzwischen deutlich, dass sich dieses Vorbild auch auf unser Mädchen auswirkt. Sie hat keine Hemmungen, auf unsere Aufforderung hin (!) fremde Menschen anzusprechen. Sie weiß sehr wohl den Unterschied zwischen Fremden und Freunden zu machen. Dennoch ist sie alles andere als schüchtern und kann höflich und einfach Kontakt aufbauen.

Authentisch reisen als Familie

3. Kultur erleben

Leider mussten wir unsere Erzgebirge-Reise aus persönlichen Gründen Anfang diesen Jahres absagen. Die Vorfreude auf die Natur, die Menschen und das Essen war groß. Das Erzgebirge, im Südosten Deutschlands gelegen, ist im Ursprung stark geprägt durch den Bergbau und ein tolles Wander- und Wintersportgebiet. Und ganz besonders und wirklich zuallererst sehnten wir uns danach, an Orte der traditionellen Handwerkskunst zu kommen. Für Weihnachten mit den traditionellen Weihnachtsfiguren eindecken. Das ist wohl eine der schönsten Aktivitäten, die man dort erleben kann. Und vor allem stellt es ein authentisches Stück Kultur dar. Die typischen „Schwibbögen“, die als klassische beleuchtete Weihnachtsdekoration ihren Ursprung in der erzgebirgischen Architektur haben, und die „Weihnachtspyramiden“,strahlen einfach Weihnachtsfreude aus. Aufgeschoben ist definitiv nicht aufgehoben. Das bedeutet: Derzeit noch öffnen wir unsere Nüsse mit einem Hammer, tatsächlich. Denn wenn wir schon einen Nussknacker in unseren Haushalt einziehen lassen werden, wird er aus dem Erzgebirge stammen. Dieser grimmig schauende Zeitgenosse, bunt bemalt, ist wie kaum ein anderes Utensil typisch für die Weihnachtszeit. Wir freuen uns darauf, bald authentisch Kultur zu erleben und lassen nun einfach unserer Reisevorfreude freien Lauf.

Authentisch reisen Familie
Knoblauchsuppe in Tschechien. Völlig ungewohnt, aber sehr interessant und eine Erweiterung des kulinarischen Horizonts.

Authentisch reisen als Familie

4. Gerichte der Region erleben

Jetzt kommt die Klischeekeule. Bitte ducken, wer sie nicht abbekommen will ;-) Ja, ich habe nach 2 Monaten australischer Ostküste in Sydney genussvoll eine deutsche Brezel und ein Hefeweizen verdrückt. Und in Thailand hat mein Magen nach 4 Wochen Streetfood sehnsüchtig nach dem „goldenen M“ als etwas vermeintlich Westlichem verlangt. Nichts desto trotz kann ich Urlauber nicht verstehen, die sich im Hotel den Bauch mit Nudeln, Schnitzel und Cola vollschlagen. Es besteht die einmalige Gelegenheit, das einheimische Essen zu erleben. Das sollte man doch nutzen! Ja, ich als Alltagsvegetarierin (und auch unser Reisemäuschen) habe auch vor 2 Wochen im Schwarzwald Hirschgulasch verkostet. Habe mutig in Thailand Maden und Gänsehals mit einem Thai getestet. Oder in Lettland das Brotbier „Kwass“. Keiner dieser kulinarischen Tests wird sich in meinem Alltag wiederfinden. Dennoch ergibt sich so für mich ein runderes Bild der Region. Das möchte ich unserer Tochter vorleben. Diesen Mut, über den eigenen Tellerrand hinweg zu sehen. Bisher klappt das famos.

Authentisch reisen als Familie

5. So reisen wie es uns persönlich entspricht

Authentisch reisen als Familie bedeutet aber nicht nur, den Zielort so zu entdecken, wie er ist. Es bedeutet auch, so zu reisen, wie WIR sind. Nicht weil alle Welt in Hostels oder Baumhäusern urlaubt, müssen auch wir dies tun. Wir sind eine Familie mit kleinen Kindern. Und als diese erleben wir es derzeit als erholsam, in schön eingerichteten Familienhotels zu übernachten. Diese wissen ganz genau, was Eltern und Kinder auf ihrer Familienreise benötigen. Es uns dort gut gehen zu lassen und den Service zu nutzen, ist ein Teil unseres Urlaubsfeelings. Auf das wir entspannt und gestärkt für den Alltag an unseren Heimatort zurück kehren.

Und was heißt für Euch „Authentisch reisen als Familie“? Habt Ihr Ergänzungen? Oder seid Ihr gar nicht unserer Meinung?

7 Comments

  1. Schöner Beitrag! Wir sehen das genau so. Uns zieht es bewusst immer wieder in die Natur, gern weit weg von Zivilisation (sofern das möglich ist). Wir sind Neugierig auf Neues, probiere fremde Speisen und – bei Reisen mit Kinder ebenso kinderleicht – kommen viel mit Einheimischen in Kontakt. Manchmal merke ich jedoch, dass wir „Hummeln im Hintern“ haben und doch noch zu schnell weiter ziehen… Aber wir arbeiten daran :)

    1. oh oh, das kennen wir sehr gut. Ganz langsam kommen wir von Roadtrips weg. Aber selbst wenn wir an einem Ort urlauben, merken wir, dass wir dann die ganze Gegend abgrasen ;-) Du hast Recht, Kinder sind der klassische „Türöffner“, Kontakt schließen war nie einfacher! Herzlichst, Christina

  2. Schön!
    Für uns ist da manchmal auch das langsame Ankommen drin. Ob wir mit dem Auto durch Polen nach Deutschland fahren oder aus dem Flughafen ein paar Kilometer zu Fuss Richtung Stadt marschieren, macht keinen grossen Unterschied. Obwohl Polen viel zu lange dauert und die Füsse nach einigen Kilometer (und die Reisetaschen schwerer werden) weh tun, ist mir langsames Ankommen eingentlich lieber als schnelles – Flughafen-Shuttlebus-Hotel, fertig.

    1. Liebe Reet, das ist ein richtig guter Hinweis. Wie war das noch mit der Seele, die zu Fuß hinterher kommen muss? Ich habe es damals bei unserer Reise rund um die Ostsee sehr authentisch erlebt, die Strecke zu fühlen und die langsame Veränderung in Kulturen durch die Länder zu spüren.

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